19. Nach einem Jahr 'Pflanzenfresserei': Ist die Lebensfreude nun endgültig dahin?

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19. Nach einem Jahr 'Pflanzenfresserei': Ist die Lebensfreude nun endgültig dahin?
Die Schulmedizin sagt, dass eine vegane Ernährung eine Mangelernährung ist. Mit dieser Aussage verhindert sie, dass viel mehr Menschen ganz einfach auf einen tierfreien Speisezettel umsteigen.

Fleisch und Tierisches sind lecker, aber:
Ich wollte 'Nutztiere' als lebendige und fühlende Wesen nicht länger mitleidlos in Gefangenschaft und zum 'Produkt' erniedrigt sehen und dies nicht mehr mit verantworten. Darum habe ich vor einem Jahr am eigenen Körper den Selbstversuch gestartet, tierfrei zu essen und zu trinken.

Würde das funktionieren?
Käme ich damit klar, die Mehrheit aller gewohnten Speisen links liegen zu lassen? Würde mein Organismus Mangel leiden - mich nach und nach müde, schlecht gelaunt, antriebsarm und wenig leistungsfähig werden lassen? Gäbe es Heißhungerattacken?

Hier ist mein Resultat nach einem persönlich stressigen Jahr mit Umzug und Hausrenovierung. Es ist ermutigend: Die Schulmedizin irrt.

1. 7. 2014

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Ich beginne meinen Artikel mit einigen Bildern von der Hausrenovierung; das hat nur scheinbar nichts mit tierfreier Ernährung zu tun: Immerhin wurde der Entschluss zum Umzug in ein kleineres Haus nach den ersten Monaten veganer Ernährung gefasst.
Es folgen dann Fotos im Text von meinem gerade abgeschlossenen Norwegen-Urlaub im Juni 2014. Dort inspirieren die Landschaft und die pflanzlichen Kleinode immer wieder aufs Neue.
Beides stellt meinen Textbeitrag in den dazu passenden bildlichen Rahmen.
Dass du hier eine ganze Reihe von aktuellen Portraitaufnahmen mit mir aus dem Juni 2014 siehst, ist Absicht: Mach dir selbst ein Bild davon, ob ich ausgemergelt, mangelernährt oder griesgrämig auf dich wirke!

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(stressige Monate: Renovierung des 'neuen', kleineren Eigenheims im November 2013)

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(Auch der komplette Keller wurde saniert. Die voll funktionsfähige Heiz- und Warmwasseranlage aus dem Jahr 1986 blieb allerdings bestehen. Sie wird bewusst sparsam genutzt und bleibt zumindest unter 80 KWh/Quadratmeter im Jahr incl. Warmwasser. Ein Viertel der Gesamtheizenergie stammt zusätzlich aus unserem im Winter mit etwa 3 Schüttraummetern Buchenholz befeuerten Kamin-Holzofen.)

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(Ein Enkelkind verzaubert selbst eine Baustelle. Links im Bild der Kaminofen mit Zitrusschalen, die getrocknet eine hervorragende Anzündhilfe für den Ofen darstellen: ätherische Öle!)

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(Im Advent 2013 kurz vor dem Einzug nimmt das Chaos erste wohnliche Formen an.)
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(Details aus unserem Küchen- und Essbereich: Es wurde nur neu gekauft, was unbedingt sein musste. Ansonsten wurde das meiste wiederverwendet. Manches Möbel oder Funktionsteil hat schon mehrere Umzüge hinter sich und die Teile sind bis zu 33 Jahren alt.)

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(eine echte Upcycling-Küche: Küchenelemente von 1981 kombiniert mit Ein- bzw. Unterbaugeräten von 2001, Arbeitsplatte in Birken-Vollholz mit Spüle + Armatur sowie Stühle aus 2009, Tisch von 1955 und Tischbeleuchtung von 1997 - neu sind nur zwei Hängeschrankelemente und der Spülenunterschrank.)

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(der kleine Zier- und Nutzgarten, in dem wir vieles der Vorbesitzer übernahmen, ihn aber lichter gestalteten - mit viel freier Spielfläche für die Enkelkinder)

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(Erstes Abschalten nach 8 Monaten Baustelle in Haus und Garten: Wo es nachts nicht dunkel wird - kurz vor Mitternacht in meinem 'Basislager' am Tisleiafluss in Norwegen im Juni 2014 im VW-Bus)

'Vegan' - dieses Wort mag ich persönlich nicht besonders, weil es bei der breiten Mehrheit eher einen negativen Beigeschmack hat - nicht zuletzt durch die schulmedizinische Lehrmeinung, dass sich Veganer ungesund ernähren würden, weil dem Körper wesentliche Spurenelemente vorenthalten würden, die nur durch tierische Kost unserem Organismus zugeführt werden können sollen.
Ich persönlich ziehe darum den Begriff 'tierfrei' vor, denn er spiegelt in der öffentlichen Meinung nicht dieses 'Todesurteil' der vorherrschenden medizinischen Welt wieder. Dies geschieht aus gutem Grund: Mein persönliches Experiment mit einem einjährigen Selbstversuch erbrachte eher ermutigende als skeptisch machende Resultate.

Ich bin ein 63 Jahre alter pensionierter Hauptschullehrer. Infolge eines schweren Verkehrsunfalls vor 28 Jahren habe ich es mit Invaliditätsfolgen im Bewegungsapparat zu tun. Man hatte mich darauf vorbereitet, mit 50 Jahren im Rollstuhl zu sitzen. Damit wollte ich mich nicht abfinden und trieb - wie schon früher - regelmäßig gezielten Sport, der auf meine Behinderungen Rücksicht nahm.
Trotz schwerer Gehbehinderung (neben starken Beweglichkeitseinschränkungen in Hüfte und Fußgelenk fehlt mir ein Fußheber völlig; außerdem habe ich massive, schmerzhafte Kalkeinlagerungen in der Bein- und Hüftmuskulatur) gehen, laufen, Radfahren, schwimmen, Wettkampftischtennis spielen - das ist mein regelmäßiges, intensives Bewegungsprogramm. Das mit dem Rollstuhl konnte ich erfolgreich abwenden; meine berufliche Karriere fand aufgrund immer schwerwiegender werdender gesundheitlicher Probleme vor 13 Jahren ein viel zu frühzeitiges Ende (Ursache dafür war vor allem lebenslange Schmerzbelastung, die nicht ohne dauerhafte medikamentöse 'Ruhigstellung' der Nerven 'ausgeschaltet' werden kann. Darauf verzichte ich allerdings seit 15 Jahren vollständig, was mir die Nebenwirkungen einer jahrzehntelangen Dauermedikation mit organbelastenden Medikamenten ebenfalls erspart.)
Auch wenn ich nicht mehr unterrichte, so ist mein Interesse an der Welt dennoch nicht geringer geworden. Ich bilde mich weiter und engagiere mich. Der Geist ist wach und verlangt immer noch nach neuem 'Futter'.

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(auf dem Gipfel des Gribbe mit weitem Rundumblick oberhalb der Baumgrenze)
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(nach erfrischendem Bad im Hallingdalsfluss bei Gol - 550 Höhenmeter unterhalb meines Schlafplatzes...)
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(mein Badesee: der 14 Grad kühle Pardisfjord)

Meine Anforderungen an eine tierfreie Kost waren von Beginn an hoch:
Ich wollte nicht hinnehmen, dass durch sie im Bereich von körperlicher und geistiger Beweglichkeit etwas verloren ging. Auch an meinem Seelenleben wollte ich nicht in Richtung auf Zyniker, Griesgram oder Lethargie verkümmern.
Doch ich verdächtigte tief in meinem Herzen die Schulmedizin, mit ihrer hartnäckig vertretenen Aussage, vegane Ernährung sei eine krank machende, mangelhafte Kost, ganz vielen Menschen zu Unrecht den Mut zu nehmen, es mit dieser Kostform zu versuchen.

Immerhin bietet tierfreie Ernährung doch sehr gute Chancen:
1. sich persönlich nicht mehr daran zu beteiligen, dass lebendige Wesen zu 'Nutztieren' erniedrigt werden, die in Gefangenschaft gehalten werden.
2. Auch würde man sich nicht mehr an der Überfischung der Meere beteiligen, die selbst für Fische in Aquakultur betrieben wird - auch wenn die meisten davon gar nichts wissen.
3. In der heute allgemein üblichen Verzehrsmenge von Fleisch und anderen tierischen Erzeugnissen liegt laut zahlreichen, sehr umfangreichen wissenschaftlichen Untersuchungen (z. B. 'China Study' mit Millionen Langzeitteilnehmern) umfangreiches Beweismaterial dafür vor, dass gerade dies ein wesentlicher Ursachenfaktor für als unheilbar geltende Krankheitsbilder ist: Rheuma, Gicht, Schlaganfall, Herzinfarkt, Arthrose, Krebs, Allergien, chronische Darmerkrankungen - um nur einige zu nennen.
4. Hinzu zu der Entlastung von Tieren und Umwelt ist auch eine Entlastung der eigenen Seele von der Beteiligung an dieser unverantwortlichen Praxis zu erwarten. Das andauernde schlechte Gewissen wegen der eigenen Mitverantwortung dafür entfällt.
5. Dies befreit auch den eigenen Geist für neue Ideen und ein anderes, friedlicheres Denken, Fühlen und Handeln.

Zumindest wird mancher 'Stachel gezogen', wenn man sich einfach von Tierischem auf seinem Speiseplan verabschiedet. So jedenfalls dachte und fühlte ich selbst.Funktioniert das aber auch wirklich in der Alltagspraxis? Bin ich damit geistig rege, unternehmungsfreudig, seelisch ausgeglichen, körperlich leistungsfähig? Dies wollte ich in einem langfristigen Selbstversuch am eigenen Leib erproben.

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(nahe an der Zivilisation: auf einer stillgelegten Eisenbahnstrecke der Valdresbahn mit Blick auf die Bezirksstadt Fagernes)

Mit dieser Grundidee startete ich am 1. Juli 2013 mein Projekt 'tierfreie Ernährung'. Es sollte möglichst unkompliziert, finanziell tragbar und konsequent durchgezogen werden, solange sich keine Auffälligkeiten zeigten, die eine Fortsetzung ernsthaft in Frage stellen würden.
1. tierfrei und
2. weitestgehend roh, verbunden mit
3. Wasser als (fast) ausschließlichem Getränk -
das waren meine Ideen, die ich in meinem Ernährungsprogramm umsetzen wollte.

Das hörte sich übrigens selbst noch vor einem guten Jahr für mich selbst als absolut utopisch an; ich bin schließlich ein Kind unserer westlichen Lebenswelt und damit voll programmiert auf Konsum und gegen jeden Verzicht im Bereich von Essen und Trinken. Wer mich vor gut 12 Monaten gefragt hätte, ob ich auf meinen täglichen Käse-, Milch-, Quark-, Butter- und Wurstverzehr verzichten könnte, dem hätte ich mit einem klaren und entschiedenen 'Nein' geantwortet.

Das 'Unternehmen Tierfrei' war nämlich in seinem praktischen Zustandekommen kein von langer Hand her Geplantes. Da hat vieles seit Jahren in meinem Unterbewussten gute Vorarbeit geleistet und dann einen günstigen Zeitpunkt für ein 'spontanes' Coming-Out abgewartet:
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Während eines alleine verbrachten, selbst organisierten Urlaubs im norwegischen Hochgebirge mit Wandern und Radfahren wie auch Schwimmen kam es aus heiterem Himmel, völlig unangekündigt. Der 30. Juni 2013 war dieser besondere Tag; der Beginn des zweiten Halbjahres sollte der Start in eine andere Lebensweise sein. Es gab kein Vorkommnis, das hier entscheidend gewesen wäre. Ich hatte neben meinen Unternehmungen im norwegischen Fjell, die ebenfalls spontan entstanden und von denen du hier einige Bilder anschauen kannst, einfach viel Zeit, mein Leben zu reflektieren und die Dinge locker auf mich zukommen zu lassen. Dabei geschah es dann eben...
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(glasklare Wasserwelten 850 Meter über dem Meeresspiegel...)

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(...und kurz darauf tosend auf dem Weg unterhalb - überwiegend Schmelzwasser aus dem Hochgebirge ca. 200 km nordwestlich von Oslo)

Frisches Quellwasser und Wasser aus so gut wie unbelasteten Gewässern gibt es im hohen Norden reichlich. Mein Essen besorgte ich mir in kleinen Läden, von denen mehrere im Bereich meiner Tagestouren (ich schlief in einem kleinen eigenen VW-Bus) im dünn besiedelten Hochgebirge erreichbar waren. Dort gab es neben Brot auch eine Auswahl von frischem Salat, Gemüse sowie Obst für mich. Nüsse hatte ich zum Knacken (mit Schale) ohnehin dabei; das mache ich schon seit vielen Jahren gerne.
Das war doch eine gute Startbasis - nein ich hatte einfach keine spontane, entschlossene Gegenwehr oder Ausrede gegen einen sofortigen Beginn einer umfangreichen Ernährungsumstellung. Am Abend beschlossen und am nächsten Tag umgesetzt, so kurz und knapp war der tierfreie Anfang - keine Zeit zum Sammeln von Gegenargumenten und einer wirksamen Gegenwehr.
Die erste Woche erlebte ich mich gleich bei langen Radtouren wie in den beiden Wochen davor (durchschnittlich 60 - 80 Tageskilometer, dabei mit 800 bis 1200 Höhenmetern aufwärts), also unter wirklich schwerer körperlicher Belastung. Doch es gab keine Durchhänger, keine Schwächeperioden und auch kein Schmachten nach dem, was bisher seit über 6 Jahrzehnten einen Großteil meines Speiseplans ausgemacht hatte.
Den 'Rest' hatte ich dann überwiegend an meinem Wohnort zu gestalten; Alltag ist noch einmal etwas anderes als die Ausnahmesituation 'Urlaub'. Hier begann ich mit meiner oben schon beschriebenen Rückversicherung; ich probierte auch etliches davon aus. Doch geschmacklich konnte das mit frischer, roher Biokost mit Salaten, Gemüsen, Wurzeln und Obst nicht mithalten. Es war gerade Sommer und die Auswahl war also groß. Das meiste, was ich an Ersatzprodukten kaufte, lagert noch heute im Vorratsraum und ist nicht wirklich von Interesse. Noch immer mache ich alle zwei Wochen etwa je 650 Gramm von drei verschiedenen würzigen Pestos in Rohkostqualität, die es locker mit jeder 'gutbürgerlichen' Küche aufnehmen können.
Das Quellwasser musste ich nun auch noch organisieren: Schon seit längerem nutzen wir im Haushalt eine Umkehrosmose-Anlage, die das Trinkwasser von praktisch allen anderen Inhaltsstoffen befreit. Neben den Nitrat-, Pestizid- und metalischen Verunreinigungen werden auch die Mineralien entfernt. Deren hoher Gesundheitswert wird zwar in aufwändigen Werbekampagnen beschrien; mir schmeckten jedoch persönlich die Wässer mit sehr geringem Mineralgehalt schon lange besser - wie z. B. Volvic-Wasser.
Um dem technisch aufbereiteten Wasser etwas Gutes zu tun, füllte ich es vor dem Trinken in eine Glasflasche mit Bergkristallen oder eine Karaffe mit Rosenquarzen. Dies sollte dem Wasser wieder einen neuen Kontakt zu etwas Natürlichem geben, bevor es zum Lebensmittel werden sollte. Dies war eine vorwiegend geistig-seelische Maßnahme; ich bin mir nicht einmal sicher, ob dabei eine naturwissenschaftlich messbare Veränderung des Wassers entsteht. Es war mir einfach sympathisch so und ich empfand das als eine Art von Würdigung des zweitwichtigsten Lebensmittels für uns Menschen.

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(frisch aufbereitetes Wasser in Glasflasche mit Bergkristallen bei einem kurzen 'Sonnenbad': Solche kleinen Tricks werten das Wasser auch für dich auf - sehr wichtig zum gefühlsmäßigen Bestehen gegen die mächtig beworbenen Getränke aus unserer Markenwelt. Doch so etwas können diese Industrieprodukte nicht bieten! Da können sie nicht mithalten. Die Wasserqualität ist sogar sicher besser: Es entfallen mit Sicherheit die als Hormone wirksamen Weichmacher aus den PET-Flaschen der Abfüller.)


Ich möchte hier einen Einschnitt machen und dich für den weiteren Verlauf im Konkreten auf meine Blogs 5., 6. und 9. verweisen, in denen sich die Resultate nach knapp 3 und nach 6 Monaten zeigten. Da findet sich so manche Euphorie, da sich nicht nur keine Verschlechterungen, sondern eine Reihe eindeutiger Verbesserungen einstellten - im Gesundheitlichen, im Geistigen, im Seelischen, in der körperlichen Leistungsfähigkeit.

Inzwischen ist ein ganzes Jahr vergangen und ich bin tierfrei in meiner Ernährung geblieben. Sie wurde zum Normalzustand. Gerade bin ich wieder von einem 'bewegten' Norwegenurlaub zurück, in dem ich es auch gewagt habe, mir einige Wildpflanzen zu 'erarbeiten', die ich sowohl roh als auch gekocht ausprobierte.

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(Löwenzahnblüten, Sauerampfer und Frauenmantel aus meiner unmittelbaren Gebirgsumgebung als Vorspeise)

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(eine Urlaubs-Brotmahlzeit in Vorbereitung - der Obstnachtisch liegt auch schon bereit)

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(Blick in die ökologisch nicht ganz einwandfreie 'Vorratskammer' mit roh-veganem Obst und Gemüse im VW-Bus: Bei Tagestemperaturen im Mittel von 7-8 Grad gibt es keinerlei Haltbarkeitsprobleme.)

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(Noch eine wunderschöne und schmackhafte Wildpflanze: Weidenröschenspitzen sind ganz zart und schmecken roh kohlartig. Gekocht schmeckt die Pflanze mit ihrem hohen Vitamin C-Gehalt etwas säuerlich, was sich durch Bindung an Öl oder eine Schwitze neutralisieren lässt.)

Jetzt in einer Zusammenfassung meine selbst gemachten Erfahrungen und Ergebnisse im Überblick – ganz sachlich und ohne nicht wirklich angebrachte Euphorie:

1. Wegen der selbst erlebten Vorteile tierfreien, vorwiegend rohen Essens mit klarem, frischen Wasser als fast ausschließlichem Getränk will ich keinesfalls in meine frühere Kostform zurück - so lautet das wohl wichtigste Ergebnis dieses Langzeitversuchs. Ich fühle mich wohl damit. Den von den meisten mit Unwohlsein bis Grausen verbundene Gedanken an eine so umfassende Umstellung der Ernährung kann ich im Nachhinein nicht mehr teilen. Ich empfinde heute den vor einem Jahr vollzogenen Schritt tatsächlich nur als einen solchen und auch noch als einen ziemlich kleinen. Wieso hatte ich das nicht schon früher gemacht, so frage ich mich heute eher.
2. Warum scheiterte ich damit nicht? Warum blieben die Heißhungerattacken aus? Wieso gab es keine seelischen Tiefs wie bei allen Diäten üblich? Es gibt für mich hier keine Verbote und gerade das ist wohl das Entscheidende: Ich darf wirklich alles essen, wodurch Tiere nicht leiden und in ihrer natürlichen Anlage beschnitten werden. Ich fand eine riesige Auswahl an pflanzlichen Möglichkeiten, wobei die Entdeckung der Aromen von rohem, unangemachten Salaten, Gemüsen und Wurzeln eine geschmackliche Bereicherung war. Und das 'andere' will i<span></span>ch ja gar nicht mehr essen, weil es Dinge nach sich zieht, die ich nicht mehr mit verantworten möchte. Es geht dabei ganz nach meinem Wollen und Fühlen und nicht etwa dagegen wie bei Diätformen.
3. Ich fühle mich geistig frischer bzw. lebendiger, seelisch weniger belastet und dadurch ausgeglichener als früher. Aufgaben und Probleme werden rascher angepackt und weniger aufgeschoben; das bedeutet eindeutig mehr Erfolgserlebnisse, die mir gut tun.
4. Mein Schlafbedürfnis hat um 1-2 Stunden gegenüber früher nachgelassen, obwohl ich nachts oft wach werde und dann gute Ideen bekomme und gute Fragen stelle, die mir so bisher noch nicht kamen. Die unterschiedlichsten Themen und Dinge beschäftigen mich dann und ich fühle mich dadurch nicht vom Schlaf abgehalten. Ich muss die Wachzeit nicht durch einen längeren Morgenschlaf nachholen. Das ist wie bei gelungenen Arbeiten am Tage: Wenn etwas gelingt, dann macht das eher glücklich und zufrieden.

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(Morgenröte gegen 3.45 Uhr an meinem Schlafplatz auf 760 Metern über NN bei -2 Grad Celsius an der Tisleia, wo gerade frühe Frühlingszeit von der Vegetation her ist)

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(Die Abendsonne taucht alles in goldfarbenes Licht)


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(Mittsommernachtsabend um 21.45 Uhr: Hier geht die Sonne erst nach 23 Uhr unter.)

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(vor meinem Spaziergang zu einem nicht weit entfernten Campingplatz, wo die Mittsommernacht mit einem großen Lagerfeuer mit Jung und Alt gefeiert wird)

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(Wandern am späten Abend bei Windstille und mit Regenschirm auf jetzt kaum befahrener Landstraße)

5. Ich bin heute mehr als 10 Kilogramm leichter als vor einem Jahr. Wegen meiner brotreichen und fettreichen Kost (durch selbst gemachte Pestos sowie Nüsse) bin ich allerdings nicht gertenschlank geworden.
6. Körperlich deutlich leichter geworden, laufe ich seit einem halben Jahr wieder regelmäßig gemütlich über eine Zeit von 10 bis 60 Minuten – ganz ohne Schwitzen und Schnaufen. So etwas hatte ich seit über 20 Jahren davor nicht mehr machen können und wollen.
7. Meine vorhandenen Alters- und Invaliditäts-Beschwerden haben sich zumindest spürbar gebessert. Das betrifft die gesamte Schmerzsymptomatik (Rücken- und Gelenkschmerzen, ausstrahlende Schmerzen von dauergereizten Nerven, unklare Bauchschmerzen) ebenso wie Sehstörungen, Tinnitus, Durchblutungsstörungen und noch einiges mehr.
8. Meine Körperausscheidungen (Schweiß, Urin und Stuhl) riechen deutlich weniger intensiv als noch vor einem Jahr. Außerdem schwitze ich kaum noch. Dafür muss ich mich körperlich schon sehr stark belasten. Das hat den angenehmen Nebeneffekt, dass ich Kleidung länger tragen kann, bevor sie gewaschen werden muss.
9. Dies mag vor allem deshalb überraschen, weil sich meine tägliche Trinkmenge auf 0,5 bis 1 Liter verringert hat - gegenüber früher 3-4 Litern in vor-veganer Zeit. Es gibt sogar Tage, an denen ich gar nicht trinken muss. Da müsste doch eigentlich alles umso stärker 'riechen'. Warum nicht? Der Körper kann tierisches Eiweiß nur über die Nieren ausscheiden; für jedes Gramm Eiweiß werden über 40 Milliliter Wasser benötigt. Die eingesparten 3000 Mililiter beförderten eben in erster Linie gut 75 Gramm tierisches Eiweiß aus meinem Körper heraus. Das war aber mit einem Schlag nicht mehr nötig. Tierische Produkte fördern in ihrem Abbau gleichzeitig die Bildung von Urinsalzen; auch das findet bei tierfreier Ernährung in weit geringerem Maße statt, so dass mein 'Pipi' jetzt milder riecht als früher. Selbst die festen Ausscheidungen 'duften' nicht mehr so stark und so lange. Der Stuhl wurde heller (Brot) und hat einen ganz leichten Grünstich - wohl von nicht ganz verarbeitetem Chorophyll. Die Qualität des menschlichen biologischen 'Abfalls' ist eindeutig gebessert.
10. Damit habe ich mich im Bereich meiner Ernährung so nebenbei, wenn auch nicht ganz absichtslos, mit leichtem Herzen fast ganz von der Marken- und Verpackungswelt verabschiedet. Frisches Obst, Gemüse, Kräuter und Wurzeln bzw. Nüsse benötigen keine Folien, Kartons, Konservendosen oder Gläser bzw. Flaschen. Das alles entfällt bis auf immer wieder verwendete Gläser für meine Pestos und für lose gekaufte Oliven. Für alles andere reichen häufig verwendbare Papiertüten oder schon vorhandene Plastiktüten von früheren Obstkäufen sowie Einkaufskörbe oder meine Fahrrad-Packtaschen. Praktisch alles Übrige ist kompostierbar; Nussschalen und Zitrusfruchtschalen trockne ich alerdings, da sie im Winter eine hervorragende Anzündhilfe für meinen regelmäßig beheizten Kamin-Holzofen darstellen. Auf diese Weise wurde mein Lebensbereich 'Ernährung' so gut wie müllfrei. Es ist zusätzlich ein beglückendes Gefühl, den Großkonzernen und Großbanken im Bereich meiner Alltagsernährung vollständig und ganz still 'Lebewohl' sagen zu können - sind gerade diese doch besonders intensiv an der Ausplünderung unseres Planeten und an allem Mitmenschlichen tätig. Sie sind auf diesem Gebiet mir gegenüber völlig machtlos und hilflos geworden und haben dort keinerlei Zugriff mehr auf mich. So etwas geht also doch und ich kann dich dazu nur ermutigen!
11. Ganz 'ohne' geht es auch bei Wildpflanzen, denen ich mich im vergangenen Jahr vermehrt zugewandt habe: Wenn schon roh, warum dann auch nicht einmal direkt aus der Natur anstatt aus dem Laden, d. h. aus Wildwuchs? In der Natur ernähren sich unzählige Tierarten roh und mehr oder weniger tierfrei - und das in Verbindung mit einem freien und verletzlichen Leben, wie es das unsere trotz aller 'Zivilisation' auch immer bleiben wird. Anfängern kann ich wegen eines nicht zu herben Geschmacks z. B. empfehlen: Löwenzahnblüten, Gänseblümchen, Vogelmiere, Giersch und Weidenröschen. Wer es auch intensiver mag, dem seien Löwenzahnblätter oder auch junge Birkenblätter ans Herz gelegt. Es gibt übrigens weitaus mehr Essbares als Ungenießbares oder Giftiges in der Natur; das hat uns in unserer Kindheit nur niemand vermitteln können. Mir hilft heute bei der Auswahl u. a. eine Enzyklopädie der essbaren Wildpflanzen in Europa mit guten Farbfotos und eindeutigen Hinweisen, was wann am besten schmeckt und wo Verwechslungsgefahr mit Giftpflanzen besteht.

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(junge Brennesselspitzen von meinem Basislager für ein Brennesselgemüse)

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(Hier habe ich zur Abwechslung mal gekocht: Nacheinander in einem einzigen Wohnmobiltopf Zwiebeln, Kartoffeln mit Schale sowie das Brennesselgemüse)

12. Auf der Kostenseite gibt es für mich keinen spürbaren Unterschied zwischen alter und neuer Ernährungsform. Ich investiere mein Lebensmittelgeld (etwa 300 Euro monatlich) in Frischkräuter, saisonales und regionales Bioobst, schließlich Trockenobst, Nüsse, Öl sowie Konfekt - alles in Rohkostqualität Hinzu kommt tierfreies Getreide aus Kompostdüngung.

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(mit dem Rad 1060 m über NN bei eisigem Nordwind mit Blick auf das höchste norwegische Bergmassiv in knapp 100 km Entfernung)

13. In Jahrzehnten eingeübte Suchtmuster aus meinem bisherigen Leben haben sich nicht vollständig aufgelöst. Ich werde wohl weiterhin mit ihnen leben müssen; sie bleiben als Automatismen für Lebensphasen mit besonderen Belastungen 'auf Abruf bereit'. So habe ich in 8 Monaten intensiven Renovierens in Haus und Garten - wobei ich neben allem anderen ungezählte sehr lange Arbeitstage ohne ausreichende Entspannung entstanden - fast wie automatisch für einige Zeit auf diese Suchtmuster zugegriffen: mit Alkohol, fettig-salzigem Knabberzeug und (tierfreier) Schokolade. Allerdings funktioniert die Loslösung davon auch viel leichter als früher; im normalen Alltag habe ich damit nichts mehr zu tun.

14. Gibt es so etwas wie 'Ausnahmen'? Ja es gibt sie: Auf Festtagsbesuchen, an denen ich keinen Einfluss auf die Küche meiner Gastgeber habe, bleibe ich 'unkompliziuert', stelle keine Sonderwünsche und esse wie alle, was auf den Tisch kommt. Das schmeckt mir dann auch gut und ohne Gewissensbisse. Ich kann die Küche loben und muss niemanden enntäuschen, vor den Kopf stoßen oder Gefühle verletzen. Lebte ich nicht 62 Jahre lang selbst so?

15. Gibt es bei mir auch so etwas wie echte un-vegane Sünden? Auch da sage ich offen und ehrlich 'ja': Ich habe bisher noch nicht von meinem geliebten Aioli verzichtet, der aus der Öko-Industrie stammt (Bio-Verde) und 8% Ei enthält. Ich habe für eine wirklich schmackhafte tierfreie Majonaise als Basis für Aioli noch keine gleichwertige Rezeptur gefunden. Hier bleibt noch eine kleine Baustelle im Bereich der Ernährung.

16. Gegenüber meinen Mitmenschen habe ich in Sachen weitgehend rohköstlicher tierfreier Ernährung keinen missionarischen Eifer entwickelt. Wen das Interessiert, der kann davon hören; andere müssen es nicht. Bei mir zu Hause darf jeder sein Steak grillen und seinen Braten machen, wenn ihm danach ist, ohne dass mich das in tiefe seelische Konflikte stürzt. Jeder darf bei mir so sein, wie er/sie es für sich selbst als passend bestimmt. Veganer sind keine per se moralisch bessere Menschen; ich für meinen Teil habe auf anderen Gebieten größere Schwächen, die ich von anderen auch nicht ständig vorgehalten bekommen möchte.

17. Gab es schon Multiplikator-Effekte? Zu meiner Freude ja: Seit 50 Wochen lebt auch meine älteste Tochter tierfrei und seit 5 Tagen auch meine mir seit 38 Jahren treue Lebenspartnerin, mit der ich drei Kinder beim Aufwachsen begleiten durfte.

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((am Abend nach einer Tour und vor anregender Lektüre - meines diesjährigen Themen dabei:
- bitte keine Machtwirtschaft mehr!
- gutes Leben im Alter
- wirksame (auch Generationen Übergreifende) 'Aufträge' innerhalb von Familien))


Noch ein selbstkritischer Nachtrag: Als von klein an Essgestörter (hier bin ich in bester Gesellschaft mit einem Großteil der Bevölkerung reicher Industrienationen) hatte ich früh das 'Pech', gesundheitliche Probleme mit der landesüblichen Mehrheitskost zu bekommen. Im Rückblick erkenne ich darin allerdings auch einen Vorteil, denn ich hoffe darauf, mir in höherem Maße als andere 'Normalos' die finalen Spätfolgen dieser 'Zivilisationskost' ersparen zu können: Krebs, Allergien, Arterienverkalkung, Rheuma, Gicht und auch provozierte, vorzeitige Demenzerkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson. Ich muss das alles nicht bekommen - auch wenn dies keine Garantie für ein entspanntes, lebenssattes Ableben darstellen kann.

Warum selbstkritisch? Meine Essstörung zwang mich jehrzehntelang, diesem Thema mehr Beachtung (im Positiven wie auch Negativen) zu schenken, als dies im Grunde der Natur des Menschen nach notwendig wäre. Die dafür aufgewandte Kraft und Zeit fehlte mir teilweise für anderes Wesentliche im Leben, das dadurch eben nur in minderer Qualität geschafft werden konnte. Ich arbeite daran, dass die Themen 'Essen' und 'Sucht', die ein allgemeines gesellschaftliches Thema in einer intensiv geführten öffentlichen Diskussion wirklich fortschrittlicher Länder werden müsste, an Bedeutung für mich nachlassen und dass ich in Zukunft freier für andere wichtige Dinge auf dieser Welt bin - für Mitmenschen und Mitwelt, die heute noch in einer destruktiven (der Grundstruktur nach teilweise kriegerischen) Konkurrenzwirtschaft ihre eigene Gesundheit frühzeitig hoch belasten, ihren Geist beschränken und die Lebensgrundlagen auf diesem Planeten ausplündern müssen, um ein sozial anerkanntes Leben führen zu können.

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(Schönheit im Kleinen: Schönheit ist nicht materiell, aber sie spricht uns seelisch unmittelbar an.)

Warum nicht in eine andere Richtung steuern? Ältere Menschen wie ich verfügen schließlich über nicht mehr so leicht korrumpierbare Erfahrungen, Einsichten und Überblicke, die sie nutzbringend für die ihnen nachfolgenden Menschen einbringen können. (Noch sehe ich mich ziemlich 'schwimmend' darin, wie mein konkretes Zukunftsengagement im öffentlichen Bereich aussehen könnte. Privat ist dies immer leichter, auch wenn dort meine fähigsten Kritiker leben, weil sie mein Leben seit langen Jahren begleiten und meine Schwächen bestens kennen.) Das ist allemal sinnvoller und lebenswerter als Kreuzfahrten, kommerzielle Wellness, Fernreisen, Casino, 'gediegene' Unterhaltungund standesgemäße Wohlgenüsse für den im Postkapitalismus so bezeichneten 'Senior' als finanzstarke 'Zielgruppe'. Ich für meinen Teil weiß heute sehr gut, warum ich den hier üblichen wirtschaftlichen Imperativen des Konsums und des Haben-Müssens nicht mehr unwidersprochen Folge leisten will.
Mein Schlusswort richtet sich an dich, der du so lange geduldig und interessiert meinen Ausführungen bis hierhin gefolgt bist. Dafür muss man sich schon als Suchender verstehen. Befindest du dich auf einem ähnlichen Weg oder willst du diesen einschlagen, dann kann ich dir dazu nur raten: Wacherer Geist, klareres Urteil, bessere Konzentration und Auffassungsgabe - gepaart mit Handlungsfreude, also Tatendrang - das sind doch gute Vorzeichen für eine Überwindung der kapitalistischen Einlullungswelt, in weiten Teilen auf kindlichem Niveau. Ich wünsche dir dabei Mut, Glück, Verstand, diplomatisches Geschick - auf jeden Fall gutes Gelingen. Hast du Lust mitzumachen? Es ist weder kompliziert noch verteuert es dein Leben. Dafür gewinnst du mehr Offenheit, Unbestechlichkeit und Tatkraft. Wir werden immer mehr, die die längst überfälligen Veränderungen anpacken. Wir können gemeinsam schaffen, woran noch jeder Klimagipfel gescheitert ist und woran jede 'moderne', lobbybeeinflusste (und damit auch korrumpierte!) 'demokratische' Regierung scheitert. Auf 'die da oben' zu hoffen ist sinnlos. Doch jeder von uns Unzähligen - der bewirkt wirklich etwas in die richtige Richtung! Bist du dabei?







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(eigene graphische Zusammenstellung zum Titelthema)


(Vegan-Power: Früher - da gab es mal eine Zeit, in der hielt man das Fleischessen für fortschrittlich...)

Für jeden 'eingefleischten' Nicht-Veganer: Ich habe absolut nichts gegen Fleischgenuss an sich. Woran ich Anstoß nehme, ist vor allem die Art und Weise, wie wir zu diesem kommen. Das genau ist es, was mir den Appetit darauf verdirbt. Ich halte es nicht für gesundheitsschädlich an sich und mag seinen Geschmack in einer guten Zubereitung sehr wohl, auch wenn 'eingefleischte' Veganer hieraus falsche Schlüsse ziehen könnten. Die Tiere, die sich in der Natur von Fleisch oder Eiern ernähren, ernähren sich ihrer Natur gemäß und sicher nicht schlecht.

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