Hier wiederholt sich einiges aus den Vorseiten. Das ist kein Zufall, denn die dort behandelten Themen sind über andauernde gesundheitliche Probleme motiviert gewesen. Doch wer hier zuerst hereinschaut, soll diese Vororientierung bekommen:


Dass mein Leben gesundheitlich früh zu Instabilität und gesundheitlichen Krisen geführt hatte, nahm ich wohl wie die meisten in Angriff: Ich vertraute mich unserem Gesundheitssystem und seinen Organen an. Doch bereits in noch relativ jungen Jahren musste ich zunehmend die Erfahrung machen, dass dieses an vielem nichts bessern konnte - ja in seinen Grundzügen sogar Krankheit fortschrieb, verwaltete bzw. sogar förderte.

 

Ich musste schon selbst für eine ruhige Wohnumgebung in einigermaßen sauberer Luft sorgen, was bereits in den frühen Siebziger Jahren alles andere als naturgegeben war. Doch das war in jungen Jahren bei kleinem Einkommen schwierig. Das eigene Auto für die Flucht ins Grüne war eine problematische Variante. Der gewählte Lehrerberuf mit Arbeit in einem Schulzentrum mit großer Hauptschule brachte viel Lärm und vorwiegend nervliche Belastung. Ich nutzte die langen Sommerferien für mehrwöchigen Tapetenwechsel in schöne Landschaften zur eigenen Rekreation. Auch an Wochenenden gab es so manchen Trip ans gar nicht so nahe Meer. Als jemand, der das Auto viel nutzte - mehr privat als beruflich - nahm ich mich zunehmend auch selbst als Umweltbelaster wahr.

Familie mit drei Kindern führte zum Bau eines Eigenheimes mit Garten, der als Ausgleich für das der Natur abgetrotzte Land einen großen Teich mit Fröschen und Molchen bekam.


Ein schwerer Verkehrsunfall mit Invaliditätsfolgen im Bewegungsapparat warf vieles durcheinander. Alles war schwerer geworden, auch die Konzentration bei der Arbeit. Zufällig brachte ich in Erfahrung, dass mein öffentlicher Arbeitgeber keinerlei Altersrückstellung für seine Staatsdiener bildete. Was für ein unsolides und unverantwortliches Finanzgebaren! Gab es in unserer Gesellschaftsorganisation nicht noch weitere 'Böcke', die irgendwie als normal angesehen wurden? Ich fand sie im Geldsystem, das mit seinen Finanzmärkten zu Beginn der Neunziger Jahre noch nicht im öffentlichen Fokus stand: Es funktionierte ja wie ein Schneeballsystem, wo diejenigen mit der besten Positionierung das meiste abbekamen und wo denen am Rand immer mehr abgezogen wurde!

Es folgten bei mir Rückenprobleme. Es ging gesundheitlich stetig bergab - Mediziner und Physiotherapeuten konnten immer weniger ausrichten. Alles ein unabwendbares Schicksal?

 

Ein x-ter Bandscheibenvorfall, der mich ähnlich hilflos wie einen Pflegefall niederstreckte, ließ mich innerlich einen Schalter umlegen:

Hatte ich mich nicht viel zu sehr darauf verlassen, dass der mehrheitliche Lebensstil im Grunde richtig, sinnvoll und vor allem in Ordnung ist? Jetzt wo ich meinen Beruf für einige Zeit wieder einmal nicht ausüben konnte (nach dem 'unverschuldeten' Frontalzusammenstoß auf einer Landstraße war ich bereits für ein ganzes Jahr berufsunfähig gewesen), erschien mir das insgesamt fragwürdig geworden.

Wenn ich mich nicht damit abfinden wollte, dass meine Gesundheit unrettbar ruiniert war, dann musste ich mich in deren Organisation selbst zu deren Gestalter machen. Von Apparaten, Operationen und Medikamenten als Grundorientierung hatte ich mich grundsätzlich zu verabschieden. Hilfe von außen konnte ich nur als Hilfsmittel nach sorgfältiger Vorab-Prüfung zulassen; doch im Grunde war ich jetzt erstmalig voll selbst für meinen Körper zuständig. Mediziner sollten ab sofort nur noch für gebrochene Knochen, große Wunden und Löcher in Zähnen zuständig sein - und wenn ich sie ganz von mir ausgehend, ganz gezielt für die Begleitung in einem klar von mir strukturierten Prozess als Dienst leistende Begleiter hinzuziehen wollte.


Ich stieg um auf Bio-Kost und betrieb intensiv mit ambulanter physiotherapeutischer Begleitung meine körperliche Rehabilitation, wobei (ohne berufliche Belastung) auch eine Darmsanierung notwendig wurde, die ein Heilpraktiker begleitete. Alle Mühen brachten dennoch keinen Gesamtzustand, der meine Berufsfähigkeit in ausreichendem Maße wieder hergestellt hätte. Ich musste in den Ruhestand gehen - ganz entgegengesetzt zu allen eigenen Lebensplänen.

 

Fürs eigene Training und die eigene Gesundheit stieg ich im Alltag fast vollständig um vom Auto auf das Fahrrad als Verkehrs- und Transportmittel. Das gelang besser als erwartet und hat bis heute Bestand.

Unter anderem durch meine Radfahrten am linken Niederrhein wurde ich mit den Auswüchsen unserer Landwirtschaft und Viehwirtschaft konfrontiert: riesige, eintönige industrielle Landwirtschaftswüsten und unschuldig aussehende Massentierhaltungsfabriken außerhalb der Sichtweite von Stadtmenschen verdeutlichten mir anschaulich den Wahnsinn, der bei uns in diesem Bereich Alltag - sprich 'normal' ist. Dort darf übrigens niemand hinein; in der Regel ist niemand dort, aber es ist abgeschlossen und der Vorbeilommende wird ausdrücklich abgewiesen - Besuch unerwünscht!


Eine nähere Beschäftigung mit dem Zahlenwerk des eigenen und allgemeinen Konsumverhaltens rund um Fleisch und Wurst, um Fisch und Geflügel, um Eier, Milch, Käse und alle weiteren Milchprodukte fand ich mich rein statistisch nach Aufarbeitung aller Durchschnittsdaten als etwa 700 Gramm Tierisches verzehrender Durchschnittskonsument wieder. Welche Zusatzwelt sollte solche Massen auf Dauer für alle hergeben - wo sich doch die Schwellenländer mächtig ins Zeug legen, dem westlichen Konsumideal nachzueifern?


Vom klaren Einblick in diesen Irrsinn war es nur noch ein kleiner Schritt bis zur tierfreien Ernährung. Hinzu kam auch der Mut, es auch immer wieder mit Pflanzen aus eigener Wildsammlung zu versuchen. Beide Bereiche haben ihre Fallstricke; ohne Praxiserfahrung und eigenes Ausprobieren mit Versuch und Irrtum ging das nicht ab. Weitgehend roh-vegan und ohne die vielfältigen Ersatzprodukte für Veganer, die mit hochverarbeiteten Industrieprodukten überschwemmt werden, funktionierte das gut. Ich habe eine Phase mit nostalgischen Geschmackserlebnissen von raffinierten Ersatzprodukten mit einem offenen Bein bezahlt, über das sich mein Körper entgiften musste. Als hätte ich das nicht ahnen können...

 

Nicht alles verläuft aber bei dem hier skizzierten Prozess so geradlinig wie es hier den Eindruck erwecken kann. Doch davon soll ein noch folgender Beitrag berichten.