27. Wie gut ist 'Vegan'?

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27. Wie gut ist 'Vegan'?
Da kommt eine Riesenwelle auf uns zu - im Grunde sehr erfreulich. Von den ökologischen Grundbedingungen her ist sie sogar notwendig.

Doch längst hat der Kommerz die Bewegung erkannt und korrumpiert deren zentralen Inhalt mit sinnesaufreizendem Schnickschnack und aufwändigem, höchst fragwürdigem Gedöns. Vor allem sorgt er dabei für viel Energieverbrauch und jede Menge Müll, der absolut vermeidbar ist.

Behaupten wir uns gegen die darin liegenden Versuchungen mit Wachsamkeit und Entschlossenheit bei unseren alltäglichen kleinen Kauf- und Nutzungsentscheidungen!

Ohne den unnötigen Aufwand ist 'vegan' bunt, schön, lebendig und einfach eine Freude.


20. 7. 2015

Vegan kommt mit Macht und das ist gut so!

Doch unsere auf Gewinnmaximierung ausgerichtete Wirtschaftsform hat die Bewegung längst als Einnahmequelle entdeckt und müht sich nach Kräften und mit viel Aufwand, sie für ihre Interessen umzugestalten, die recht verschieden von unseren als Käufer und Nutzer sind.
Kapital, Industrie und Handel erstreben ein ständiges Wachstum, viele Verarbeitungsschritte und aufwändige Verpackungen, weil jedes 'Mehr' auch mehr Umsatzwie auch Gewinn mit sich bringt.
Wenn wir nicht sehr aufpassen, gelingt es Investoren, Nahrungsindustrie und Handel immer mehr, diese an sich so wertvolle Bewegung für ihre Zwecke umzubauen - will sagen, ihren ökologischen Hintergrund zu verwässern und zu untergraben.

Sie setzen dabei vor allem:
- auf unsere Augen und was sie reizt,
- auf unsere Bequemlichkeit bei Zubereitung und Haltbarkeit,
- auf unser Genuss-Streben, womit hier eine fragwürdige Stimulierung von Sinnesreizen mit Manipulation unseres Belohnungszentrums im Gehirn gemeint ist (z. B. durch Salz, Zucker, Fett und Röst-Aromen).
Es ist nicht einfach, diesen Manipulationen zu entkommen, weil sie unsere Vernunftkontrollen (unser Bewusstsein) in der Regel unterlaufen.


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(rohes 'Winterfutter')


Was ist so gut an 'Vegan'?

1. Tiere (aber auch Pflanzen!) gehören nicht in Massen 'auf-gezogen' für unsere Geschmacks- und Komfortbedürfnisse. Sie sind keine Verfügungsmasse für den Menschen, über die er frei entscheiden kann.

Innerhalb der Bewegung nimmt man sich nicht mehr das Recht heraus, Tiere massenhaft in Gefangenschaft zu halten, viel zu dicht für ihren natürlichen Bewegungsdrang, sie mit Medikamenten und artfremdem Futter vollzupumpen, sie massenhaft unter unwürdigen Bedingungen weit zu transportieren und dann abzuschlachten. Sie werden von den Veganern befreit von den Wünschen nach Genuss und weiteren Verwertungsinteressen.

(Was Tiere betrifft, hat die Szene das schon begriffen, weil diese Lebewesen uns emotional näher stehen als Pflanzen. Doch den Pflanzen die gleiche Sorgfalt zukommen zu lassen, hat für das Ganze gesehen große Vorteile: Auch Pflanzen werden in der Regel in Monokulturen 'auf-gezogen' und bei der Ernte meist massenhaft lange vor ihrem natürlichen Ende getötet. Dies hier als weiter führende Anmerkung meinerseits.)

- Den Puristen unter den Veganern geht es um die vollständige Befreiung der Tiere;
- den Gemäßigten vor allem darum, mit Sinn und Verstand weg vom massenhaften Konsum von Tierischem zu gelangen.
- Mancher bezeichnet sich stolz als 50%-Veganer,
- andere wollen nicht mehr als einmal in der Woche Fleisch essen.
- Wer die Gefangenschaft der Tiere über lange Zeit als das Hauptübel betrachtet, der wird vor allem auf Eier, Milch und Milchprodukte verzichten wollen.
Es gibt viele praktische Alltags-Interpretationen des Begriffes 'Vegan' - ich freue mich über sie alle, denn sie zeigen, dass die Menschheit in den reichen Industrieländern sich immer mehr auf den Weg macht, sich von unten her von unsäglichen Methoden unserer konventionellen Landwirtschaftspraxis abzuwenden.

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(Nüsse schmecken das ganze Jahr lang gut - die Ernte (mit Schale!) kommt aber meist nur für kurze Zeit vor Weihnachten in den Handel. Wer die Nüsse selbst knackt, wird nie zu viele essen.)

Wer meine Artikel kennt, der weiß, dass ich mich nicht zu den Puristen zähle und das aus gutem Grund (siehe meine Artikel 9, 19 und 26). Ich lebe mit einer Praxis um die 1,5 - 2% Tierischem in meinem Alltagsleben - mehr halte ich nicht für notwendig und daher (für mich) auch nicht für sinnvoll. Allerdings blicke ich schon auf mehr als zwei Jahre Praxis zurück. Das Trainieren des 'Richtigen' ist wesentlich, wenn es im Alltag gelingen soll.

Will ich mich im Bio-Supermarkt vegan eindecken, dann springt mich dort geradezu eine Flut von Artikeln an, die in Aufmachung und Herstellung den aufwändig verpackten und industriell hoch verarbeiteten Lebensmitteln der konventionell wirtschaftenden Branche in kaum etwas nachstehen. Zwar gibt es hier keinen Kunstdünger und keine Pestizide bei der Aufzucht.
Von 'gesund' oder gar 'ökologisch' kann trotz 'bio' wegen des hohen Verarbeitungsgrades, wegen des erheblichen Müllaufkommens - nicht zuletzt wegen des hohen Energieeinsatzes für Verarbeitung und Kühlung - dennoch keine Rede sein. Darüber hinaus sind der Branche im Biobereich immer noch 47 mehr oder weniger fragwürdige Zusatzstoffe (E-Nummern) und 4 Hilfsstoffe gestattet, um das Lebensmittel-Design zu perfektionieren.


Das Gleiche gilt für somit für alle so genannten Ersatzprodukte, die (angeblich) den Umstieg in die vegane Ernährung erleichtern sollen. Gleichzeitig suggeriert deren Sammelbezeichnung (fälschlicherweise), dass dieser Umstieg oder Einstieg ungeheuer schwierig ist. Das stimmt absolut nicht. Ich bin mehr als ein Jahr lang ohne sie ausgekommen. Danach 'verdankte' ich ihnen nach etlichen Monaten ein 'offenes Bein' - eine von innen her zur Entgiftung geschaffene Körperöffnung zur Entgiftung über einen längeren Zeitraum. Meine Rückkehr zum davor Praktizierten ließ es sich nach 3 Monaten wieder schließen.

Wenn du einmal 'Heißhunger' auf etwas Tierisches hast und dieser dabei deine Liebe zur Freiheit und Würde der Tiere tatsächlich übersteigt, dann iss etwas Tierisches und betrachte dich deshalb nicht als Verräter(in) an der Sache! Danach machst du vegan weiter wie von dir gewollt. Zwinge dich zu nichts. Deine wachsende Achtung vor den Tieren (es gibt viele gute und vor allem deine Motivation steigernde Bücher und Filme zum Thema) bewirkt mehr als jeder Zwang von innen oder auch Druck von außen her.

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(selbst gekeimter Nackthafer - nach zwei Tagen lebendige Nahrung für graue Wintertage - auch mit Kakao und/oder Banane))

2. Es geht gerade bei der veganen Ernährung in hohem Prozentsatz roh, weil die leicht verderblichen tierischen Eiweiße wegfallen - auch ohne dass man dafür besondere Klimmzüge bei der Zubereitung machen müsste. Außerdem verliert der Kühlschrank dabei viel von seiner früheren Bedeutung.
Z. B. meine selbst gemachten Pestos halten mindestens zwei Wochen ohne jede Kühlung durch; länger habe ich noch nicht probiert, aber wegen des hohen Gehalts an ätherischen Ölen ist eine Besiedlung mit Mikroorganismen auf natürliche Weise erschwert. Denn wir stehen immer im alltäglichen Wettlauf mit anderen Organismen um unsere Lebensmittel. Das ist der Lauf der Welt, gegen den man sich nicht mit müllreichen Verpackungen, aufwändiger Kühltechnik (Kühlschrank und Tiefkühltruhe) und Konservierungsmitteln wehren muss.
Gleichzeitig benötigst du viel mehr deinen Komposthaufen (oder Bokashi-Eimer = Küchenkomposter) als deinen Mülleimer, der dann erstaunlich leer bleibt.
Der weitgehende oder gar vollständige Verzicht auf technische Kühlung (gemeint ist solche, die nur mit Energieeinsatz funktioniert) fördert fast wie automatisch die Konzentration auf das, was gerade saisonal zu haben ist. Der damit verbundene Verzicht ist nicht etwa als Verarmung der eigenen Lebensqualität wirksam: Wer diesen Weg beschreitet, erhält zum Lohn einen deutlich intensiveren Genuss dessen, was es 'nur jetzt' frisch gibt und für den Rest des Jahres nicht. (So genieße ich aktuell dicke Bohnen und die letzten regionalen Erdbeeren von meinem Biohof.)

Wem es mit der Ökologie ernst ist - und das sind hier auf der Plattform viele - dann
lassen wir doch möglichst die Finger weg von dem bunt aufgemachten, schön verpackten Plastikkram in den Biomarktregalen und Kühltheken
- zumindest bis auf wenige Ausnahmen.
Das schont gleichzeitig das Portemonnaie, um das wir ja oft fürchten, es reiche für eine möglichst vollständig ökologische eigene Ernährung nicht wirklich aus.
Aus (bereits vor-veganer) Erfahrung weiß ich, dass das in der Regel nicht stimmt.
Die Vielzahl von Bio-Süßkram und Bio-Knabberzeug ist ebenso entbehrlich wie zahlreiche teure Öko-Kosmetika. So etwas geht leicht richtig ins Geld, wenn man dort regelmäßig zugreift.
Falls es dich interessiert: Ich als Mann komme mit folgenden ökologischen Produkten zur Körperpflege seit vielen Jahren neben Wasser als dem wichtigsten Pflege-Mittel aus: Zahnpasta, Rasiercreme, Haarwaschseife, Deo-Pumpspray. Zahnbürste, Haarbürste, Rasierer und Handtuch besorgen den Rest; nach Drecksarbeiten ist vielleicht noch eine Nagelbürste von Vorteil. Spröde gewordene Haut liebt Kokosöl. Das war's aber dann auch schon. (Kostenfaktor im Jahr: um die 50 Euro)

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(selbst getrocknete Bananen-Sesam-Scheiben, schmecken das ganze Jahr über herrlich!)

Eine andere Kostentreiberquelle sind die so genannten Superfoods, mit denen uns die Branche stets aufs neue überrascht und lockt:
Angereichert mit allerlei mystischen und mythischen Geschichten aus fernen und alten Kulturen werden wir verführt, superteure Artikel zu erwerben, deren praktischer Nutzen vielen heimischen Gesundheitsquellen nicht wirklich überlegen ist.

Denen fehlt halt nur der Nimbus einer toll umrankenden Geschichte und darum das Reizvolle daran, das uns zum Kaufen geradezu 'anmacht'. Weiterhin fallen wir auf die Angabe von hohen Vitamingehalten und Spurenelementen herein, über die getrocknete Wildkräuter und heimische Beeren ebenso verfügen, über die wir jedoch kaum etwas wissen.
Warum überhaupt ohne Not in fremden Gebieten mit unserer Einkaufsmacht wildern? Mancher sieht das zwar gerne grundsätzlich als positive Form von Entwicklungshilfe an; dies dürfte jedoch nicht in dieser Totalität zutreffen. Wir haben hier im eigenen Umland weitgehend, was wir zum Leben benötigen. Ich weiß, das klingt ziemlich langweilig und manchem sogar spießig. Doch für den Regelfall trifft es eben genau so zu. Das ist doch akzeptabel, oder?

Da ich allerdings keinen getrockneten Zuckerrübensaft als Vollzucker mehr kaufen kann, weil der Hersteller das heimische Produkt mangels ausreichender Nachfrage eingestellt hat, bin ich auf ökologisch erzeugten Kokosblütenzucker aus Übersee ausgewichen, der gut das Vierfache gegenüber dem heimischen Produkt kostet, anstatt den ungesunden raffinierten heimischen Zucker zu kaufen.
Auch rohen Kakao - u. a. angereichert mit Macawurzelpulver - habe ich für mich entdeckt. Ich gehe also auch selbst neugierig auf dem breiten Markt herum und probiere Neues aus, auch wenn es aus fernen Ländern kommt. Doch das weitaus meiste ist von hier ganz nahe, frisch und saisonal.
Es macht übrigens Spaß, sich auf etwas zu freuen, das es demnächst für kurze Zeit frisch zu bekommen gibt - viel mehr als wenn es immer verfügbar wäre!

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(winterliche Salatplatte mit selbst hergestellten Pestos und Aioli)

3. Vor allem das ist so stark an der vegan orientierten Lebensweise im Alltag:
Die Umweltbelastungen für Lebensmittel werden grundsätzlich auf einen Bruchteil reduziert, weil der aufwändige Umweg über die Ernährung unzähliger 'Nutztiere' entfällt - gleichzeitig damit auch der Landraub in entfernten Ländern für den Anbau von Tierfutter und das damit verbundene soziale Elend der Vertriebenen in diesen Gegenden.


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(vegan ist bunt - hier im Spätsommer)

4. Nicht zuletzt ersparen wir den 'Nutztieren' viel Leid und Elend, indem wir sie von unseren Interessen frei setzen - vor allem von der Maßlosigkeit unserer Genuss-Wünsche. (Doch warum nicht auch die 'Nutz-Pflanzen' in gleicher Weise behandeln und ihnen ein Leben in gesunden Mischkulturen ermöglichen anstatt in den allgemein üblichen Monokulturen? Habt keine Angst wegen der dann höheren Preise! Ihr nehmt ja dann auch von ihnen nicht mehr, als wirklich nötig für euch ist und das ist dann weniger als heute.)

'Vegan' in solcher Alltagsprxis ist einfach, in Bioqualität kostengünstig, bunt, frisch und schmackhaft - ein Grund, sich immer wieder daran zu erfreuen. Nach zwei Jahren vermisse ich alle Milchprodukte einschließlich Butter, Käse, Quark, Joghurt und Sahne in keiner Weise mehr. Die habe ich selbst besonders reichlich tagein, tagaus über das ganze Jahr hin konsumiert und in vielfältigen Variationen genossen. Doch heute ist mir der Gedanke an die Freiheit der Tiere mehr wert.

5. Wenn wir den Tieren dann Achtung und Würde entgegen bringen, dann können wir dies doch auch den Menschen gegenüber ebenso halten, die für uns Lebensmittel erzeugen, verarbeiten, transportieren und Verkaufen:
- Verzichten wir auf den Besuch beim Discounter, der den Lieferanten die Preise diktiert - damit Verwässerungen der Produktqualität ebenso fördert wie er unsichere Arbeitsbedingungen auf allen Stufen der Lebensmittelkette mit sich bringt! Außerdem fördern Discounter und ebenso Lebensmittelkonzerne wie Edeka sowie Rewe die Bildung immer größerer industrieller Landwirtschaftsbetriebe, die deren Preisdiktat oft erst mit öffentlichen Subventionen erfüllen können. Du und ich zahlen sonst für diesen Unsinn mit unseren Steuergeldern!
- Kaufen wir dagegen möglichst viel Bioartikel in der Qualität der Verbände (wie Bioland, Naturland, Demeter) und fördern so Produktqualität wie auch sichere, ordentlich entlohnte Arbeit!
- Verzichten wir nach Möglichkeit auf Versandbestellungen, weil bei den Logistikunternehmen (DHL, DPD, GLS, UPS, Hermes etc.) zunehmend schlecht entlohnt wird - z. B. auch durch die Einrichtung von Subunternehmen, die nicht nach Tarif bezahlen.

'Vegan' ist wertvoll, weil es eine Ökologisierung der Landwirtschaft mit sich bringt. Kommt dann noch die Wertschätzung der Pflanzen und die aller mit Lebensmitteln Arbeitenden hinzu, dann wird 'Vegan' sogar ein Segen!

Machen wir doch gemeinsam weiter in dieser 'tierbefreiten' Richtung und immunisieren uns gleichzeitig gegen die alltäglichen Versuchungen, unseren Konsum zu steigern und immer raffinierter zu gestalten! Viel Freude und Erfolg dabei!


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(vegan im Wohnmobil: Kartoffeln in Olivenöl mit Zwiebeln und gedünsteten Brennesseln)

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(das wichtigste Lebensmittel: WASSER! - die Flasche wurde schon unzählige Male nachgefüllt.)

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