28. Vom Menschen zum 'Verbraucher' - einer vor 200 Jahren noch unbekannten, höchst gefährlichen Unterart des 'Homo Sapiens' und zu deren Überwindung als Zukun

28. Vom Menschen zum 'Verbraucher' - einer vor 200 Jahren noch unbekannten, höchst gefährlichen Unterart des 'Homo Sapiens' und zu deren Überwindung als Zukunftshoffnung bearbeiten löschen

28. Vom Menschen zum 'Verbraucher' - einer vor 200 Jahren noch unbekannten, höchst gefährlichen Unterart des 'Homo Sapiens' und zu deren Überwindung als Zukunftshoffnung
Dieses Unwesen entwickelte sich in der Zeit der Industrialisierung, nachdem deren Organisatoren den Menschen als Zielgruppe entdeckt hatten. Er war nicht nur nützlich als Arbeitskraft, sondern auch einträglich als Käufer von Industrieprodukten. Als deren Nutzer wiederum ermöglichte er weitere Einnahmen durch Energiebedarf und benötigte Infrastruktur (Stromkabel, Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung, Straßenbau etc.).

Die aufstrebende Gattung des 'Homo Consumens' brachte das Wirtschaftsrad des 20. Jahrhunderts mächtig ins Rollen und den Kapitalismus zum Blühen.

Doch Verarmung, schwere Umweltschäden bis hin zur Klimaerwärmung, Unruhen und Kriege waren ständige Begleiter dieser 'Erfolgsgeschichte' - durch die Flüchtlingswellen dieser Tage nach Westeuropa ist sie nun zusätzlich in Frage gestellt.

Der Mensch 'verbraucht' sich selbst, ganze Völker, seine gesamte Mitwelt. Ist vor ihm überhaupt noch etwas zu retten?

20. 8. 2015


Dieser Beitrag wird begleitet von Bildern aus meinem Fotoarchiv überwiegend aus dem Jahr 2008 - mit dem Schwerpunkt Braunkohlentagebau und Kraftwerke um das Gebiet Garzweiler - aus meiner Lebensumgebung. Die Aufnahmen habe ich auf Fahrradtouren in meinem Umland gemacht..

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(Siemens Versuchsanlage bei Wildenrath am linken Niederrhein - Strom aus Braunkohle liegt ganz nahe)

29. 8. 2015

Der Mensch hat für sein Leben schon immer viele Dinge benötigt; das hat er (wenn auch in weit gesteigerter Form) mit vielen Tieren gemeinsam, die Nestbau betreiben und in Kolonien leben wie Bienen und Ameisenvölker.
Er gründete sein Leben oft auf den Überbleibseln der Vorfahren-Generationen, wobei er deren Materialien teilweise weiterverwendete.
Es ist ebenfalls nicht neu, dass die zu große Population einer Art als Folge nicht ausreichende Ressourcen für das eigene Leben in Umgebung nach sich zieht. Sie musste abwandern oder sich einfach 'gesund schrumpfen' - zwei alte ökologische Anpassungsstrategien.

Neu ist das organisierte Dominieren des gesamten Planeten durch eine einzige Art, die alles auf ihm und in ihm - einschließlich Mitwesen der eigenen Art(!) - als Verfügungsmasse für die eigenen Wünsche betrachtet und behandelt. Nach einem 'Morgen' für nachfolgende Generationen wird von dieser heute vorherrschenden Spielart des Homo Sapiens in ihrem Handeln scheinbar kaum noch gefragt. Es wirkt, als ob ein solches gar nicht ernsthaft im Blickfeld dieser Unterart liegen würde:
Sie unterhält u. a. ein moralisch primitives Geldwesen, das wenigen die Ausbeutung und Unterdrückung von vielen ermöglicht. Dieses spielt auf hoch organisierter Ebene ständig um Vorteile, die anderen in großem Stile weggenommen werden - ohne die Betroffenen um ihr Einverständnis zu fragen. Sie unterhält eine militärische Hochrüstung, um sich Ressourcen in fremden Territorien sichern zu können - auch um Gesellschaften zu destabilisieren und an deren zerstörerischer innerer Unruhe Profite zu erzielen.

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(Eine Autobahn ab Kreuz Holz nach Aachen musste dem Tagebau weichen: hier nach ihrem Rückbau 2008)

Du und ich als Menschen, die nicht Organisatoren dieses Systems auf höherer Ebene sind: Gehören wir etwa auch zu dieser zerstörerischen Menschenklasse oder doch eher nicht?
Zu meinem großen Bedauern muss ich klar sagen: leider doch. Wir wurden sozialisiert in einer Gesellschaft, die den ungezügelten Konsum auf ihre Fahnen geheftet hat und auch heute noch dem Wachstum als Ideal frönt, weil ohne solches dieses System nicht wirklich funktioniert, so wie es aktuell beschaffen ist.
Wer ernsthaft in Deutschland ein wirklich einfaches und genügsames Leben zu leben versucht - eines ohne Ausbeutung anderer, der Tiere und der Natur - der macht sich selbst automatisch zum Außenseiter. Je offener er das betreibt, umso stärker wird er gesellschaftlich als Spinner gebrandmarkt, belächelt, gemobbt und verachtet. 'So einer' gehört einfach nicht hierher - allenfalls noch gerade in die dünn besiedelten 'armen' Randzonen des Landes..

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(Großflugzeug im Anflug auf den Flughafen Düsseldorf - zweifelhafte, laute Schönheit)

Es ist schwierig, im städtischen Bereich eine Lebensumgebung zu finden, die ohne Überdimensionierung des Wohnraums und eine technische Hochrüstung von deren Ausstattung auskommt. Alles andere käme für Menschen mit durchschnittlichem Einkommen aber auch gar nicht in Frage.
Ebenso problematisch gestaltet sich die Suche nach Lebensmitteln, die regional und frisch ohne den üblichen Verpackungswahnsinn in ökologisch einwandfreier Qualität zu bekommen sind. Es gibt nicht nur sehr wenig davon, sondern der Teufel steckt auch in unseren eigenen Erwartungen und Gewohnheiten, die uns von klein an eingetrichtert wurden:
Demnach muss alles jederzeit für uns verfügbar, billig, lange haltbar und schnellstens zuzubereiten sein. Das jedoch erfordert zwingend Großstrukturen, die unter der Fuchtel von Investorkapital stehen, das maximalen Ertrag als oberste Erwartung pflegt. Damit beginnt das Unheil seinen Lauf zu nehmen:
Großstrukturen
- die kleine Einheiten als 'Kollateralschaden' vernichten,
- die Maschinenarbeit der kostspieligeren menschlichen Arbeit vorziehen,
- die folgerichtig in großem Stile (meist fossile) Energie einsetzen,
- die ohne Massen von Kunstdünger und Herbiziden/Pestiziden nicht auskommen,
- die unfruchtbare Hybridpflanzen einsetzen,
- die Hochleistungsrassen im tierischen Bereich heranzüchten,
- die Eingriffe in die Erbsubstanz als wirtschaftlich vorteilhaft betrachten,
- die auch im Lebensmittelbereich schon auf Erzeugungsebene industrielle Methoden einsetzen,
- die nicht zuletzt durch intensive Lobbyarbeit in ihrem Sinne erfolgreich massiven Einfluss auf Entscheidungsträger in der Gesetzgebung ausüben. Diese Großstrukturen schaffen sich ihre Welt nach dem Pippi-Langstrumpf-Prinzip: wie sie ihnen gefällt.

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(Verwandlung einer Kulturlandschaft in eine öde Wüste vom 'Skywalk' der RWE am Südende des Tagebaus Garzweiler 2014 aufgenommen)

Wir sind tief in unserem eigenen Inneren verwurzelt in diesem System. Wir denken, fühlen und handeln immer wieder und alltäglich ganz automatisch in seinem Sinne, ohne uns dessen gewahr zu werden, wenn es gerade geschieht. Das eigene Bewusstsein kommt meist zu spät, um etwas zu verhüten, das wir eigentlich so (nicht mehr) tun wollten.

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(gewaltig und einschüchternd - Braunkohlekraftwerk Niederaußem nahe Grevenbroich)

Einige Alltagsbeispiele aus unserem privaten Wirtschaften:
- Wir nutzen billige Energie massenhaft zum Beleuchten, Heizen, Kühlen, Kochen, Waschen,Trocknen und zahlreiche weitere Haushalts-Maschinensklaven.
- Wir fahren mit einem überdimensionierten, tonnenschweren KFZ mit Verbrennungsmotor, der unablässig Raubbau zur Treibstoffgewinnung mit sich bringt und gleichzeitig die Atmosphäre mit seinen Abgasen aufheizt, meist nur um 80 kg Personengewicht zu transportieren.
- Hinzu kommt die (freilich outgesourcte) militärische Aufrüstung, Destabilisierung bzw. Despotisierung von Gesellschaften in Gebieten mit hohen Ölvorkommen, um uns den Zugriff auf diese Quellen zu sichern. Erheben wir uns etwa massenweise in unserem Land gegen diese allgemeine Praxis?
- Wir wohnen in überdimensionierten Wohnpalästen, die technisch hochgerüstet sind für eine Ganzjahresheizung und multimediale Dauernutzung - beides ebenfalls mit gewaltigem Energiebedarf.
- Wir leisten uns ein Abwassersystem für unsere Fäkalien und Reinigungsmaterialien aller Art, die ein echtes Recycling brauchbarer Rohstoffe für die weitere sinnvolle Nutzung praktisch unmöglich macht.
- Wir kaufen massenhaft und stets aufs Neue billige Kleidung, die anderswo auf dem Globus unter hohem Wasserverbrauch und unter starkem Pestizideinsatz unter menschenunwürdigen Bedingungen produziert wird.
- Wir fahren und fliegen massenhaft und oft mehrmals im Jahr billig in Urlaub, tausende Kilometer weg von zu Hause und befeuern damit die Erderwärmung.
- Neben den fossilen Verbrennungsgasen und weiteren giftigen Begleitstoffen wie auch Verbrennungsrückständen leisten wir uns die zusätzliche Produktion von Unmengen Verpackungs-Müll, dessen Beseitigung aufwändig und kostspielig ist.

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(Braunkohle-Abbaugebiet Garzweiler I mit Blick auf das alte Kraftwerk Frimmersdorf 2008)

Ich will diese Aufzählung nicht in epische Längen ziehen, die jeden mit der Materie Befassten ohnehin schon mehr langweilen als wachrütteln. Ja wir haben eine gewisse Lethargie entwickelt, wenn wir mit solchen Fakten unseres eigenen wirtschaftlichen Handelns im Alltag konfrontiert werden. Kennen wir alles schon und dennoch motiviert es uns kaum, etwas an dieser zerstörerischen Praxis zu ändern.
Wir tauchen eher ab und tun so, als seien wir dabei vorwiegend Opfer eines Komplotts aus Großfinanz, politischen Machtblöcken sowie weltweit operierender Großkonzerne, gegen die wir ohnehin chancenlos wären. Dabei könnten die ohne unsere massenhafte tatkräftige Mitwirkung gar nicht so erfolgreich sein wie sie es tatsächlich sind. Doch ist dieser 'Erfolg' in hohem Maße gegründet auf zerstörerischen Grundlagen, die auf den hohen Organisationsebenen ebenso wie auf der inneren Ebene eines jeden einzelnen von uns beruhen, die wir in den reichen Industrieländern leben.

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(Das Braunkohle-Abbaugebiet Garzweiler II zwischen Grevenbroich und Erkelenz aktuell: Hier siehst du anschaulich, wie viele Ortschaften in alleine diesem Abbaugebiet dem Braunkohle-Abbau zum Opfer fielen (grau) und noch fallen (orange))

Ökologisches Denken ist so lange nicht auf der Ebene von Finanzwesen und Politik zu erwarten, solange es dort keine kalkulierbaren Vorteile einbringt. Von oben her ist demnach keine Änderung in ökosozialer Ausrichtung zu erwarten. Wie schwer sich jeder von uns mit einem Umdenken und noch mehr Um-Handeln tut, das weiß er aus eigener frustrierender Alltagserfahrung.
Es sieht so aus, als müssten wir uns aus den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen. Doch wie bringen wir uns und unsere Organisatoren dazu, unser Alltagsglück und Heil nicht mehr in den bisherigen zerstörerischen Erwartungen und Entscheidungen zu suchen?

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(2008: Der Ort Otzenrath wird dem Erdboden gleich gemacht - nach Spenrath und vor Holz)

Mit meinen Blog-Beiträgen habe ich an diesem Ort den Weg gewählt, nicht nur praktische Versuche 'im eigenen Kämmerchen' zu unternehmen, sondern auch in den Gedankenaustausch mit anderen Suchenden im deutschsprachigen Raum zu treten. Ich selbst lese gerne Sachbücher und Zeitschriften; das eigene Schreiben kam erst viel später. Doch es ist wichtig, die eigene Stimme zu erheben und auch öffentlich klar Position zu beziehen:
In meinem Lebensumfeld fand am 15. August eine Demonstration für einen Stopp des Braunkohlentagebaus am Niederrhein statt, dem wohl größten europäischen Luftverschmutzer. Seit Jahrzehnten bekomme ich als 'glücklicher Nichtbetroffener' mit, wie ganze historische Ortschaften abgerissen werden, um unseren Energiehunger zu befriedigen. Zehntausende bekamen und bekommen ihre Heimat völlig legal entrissen, damit wir 'billigen' Strom haben - ein schauriges Spektakel, wenn man den Abriss dieser Lebens-Orte hautnah mitbekommt, weil ich nur wenige Kilometer davon entfernt lebe.
Ich habe mich erstmals dazu entschlossen, selbst an einer solchen Veranstaltung teilzunehmen - einerseits aus Solidarität mit den Betroffenen, andererseits um ein persönliches Zeichen gegen unseren eigenen Energiewahnsinn zu setzen. Fast 8 Jahre eigener Ökostrombezug als praktische Änderung des eigenen Wirtschaftens beschleunigten ein öffentliches Umdenken offensichtlich zu wenig, als dass große Scharen dem eigenen guten Beispiel gefolgt wären.
Die Veranstaltung ab dem totgeweihten Ort Immerath mit weniger als 1000 Demonstrierenden wurde flankiert von einem 1200-köpfigen Polizeiaufgebot, weil zahlreiche Aktivisten auch Braunkohlebagger in der Grube Garzweiler zu einem mehrstündigen Abbaustopp zwangen. Diese Aktion war öffentlich angekündigt gewesen; der Betreiber RWE hatte wohl dieses massive Aufgebot von Hundertschaften zum 'Schutz' seiner Anlagen angefordert. So war eine große öffentliche Aufmerksamkeit garantiert und die Aktion schaffte es bis in die Abend-Fernsehnachrichten mehrer Sender. (Ein Fußball-Derby zwischen Schalke 04 und Borussia Dortmund schafft es mit mehr als 10facher Teilnehmerzahl 'nur' auf 1000 Ordnungshüter im Einsatz.)

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(selbst gefertigtes Plakat eines Jugendlichen auf der Demonstration für den Stopp des Braunkohle-Tagebaus am 15. 8. 2015)

Kommt jetzt endlich mehr Fahrt in ein öffentliches Umdenken in Sachen Braunkohleabbau in Deutschland - mit auch praktischen Folgen wie einem baldigen Stopp dieses legalen Wahnsinns?

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(Großverbraucher von Energie rund um die Uhr - Ski und Rodel mit Kunstschnee ganzjährig 'gut': Anlage bei Grefrath am Niederrhein)

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(Querung der A3 bei Köln mit dem Rad am späten Abend im Sommer - immer viel Dreck und Lärm als Normalfall unserer automobilen Mobilität)

Über die auch mit deutschen Waffen geführten Kriege bzw. Bürgerkriege will ich hier heute nicht im Detail schreiben; vieles ist allgemein aus den Medienberichten der vergangenen Jahre und Monate bekannt. Ebenso will ich hier nicht mehr über Tierhaltungs- und Lebensmittelskandale berichten, die längst Alltag, ja Gewohnheit in unserer industriellen 'Produktion' von Tieren und deren 'Verarbeitung' zu Lebensmitteln für uns geworden sind - Tendenz immer noch steigend für Exportzwecke.

Interessanter ist schon die Frage, was uns so unglaublich hartnäckig am Autobil als Fortbewegungsmittel festhalten lässt, als sei es im Jargon unserer Kanzlerin 'alternativlos'. Sehr anregend dazu fand ich persönlich die Lektüre hierzu von Hermann Knoflacher 'Virus Auto' - Geschichte einer Zerstörung aus dem Jahre 2009. Hier habe ich für meine Person seit über 8 Jahren eine fast autofreien Alltagsmöbilität umgesetzt; meine ältesten Beiträge berichten hiervon ausführlich.

Ebenso erstaunlich ist das hartnäckige Festhalten an weiten Urlaubsreisen und Kurztrips in europäische Metropolen übers Wochenende - alles oft mehrmals im Jahr für sehr viele. Der ständig zunehmende Flugverkehr zeigt die ungebremste Beliebtheit dieser immer noch staatlich subventionierten Fortbewegungsart.

'Billig' ist das hier aufzugreifende Stichwort, mit dem wir in höchstem Maße auf vielfältige Weise Mega-Strukturen fördern, die umwelt- und sozialschädlich sind - uns aber 'preiswerten' Konsum auf Kosten anderer und der Mitwelt ermöglichen. Wir wollen aus unserem begrenzen Einkommen ein Maximum an Möglichkeiten für uns herausquetschen.
Merkwürdig nur, dass gleichzeitig immer mehr Billigjobs in unsicheren Arbeitsverhältnissen entstehen, von denen die Betroffenen nicht ohne zusätzliche Stütze aus Sozialgeldern leben können - trotz Fulltime-Job.

Ja, wir 'Verbraucher' in den reichen westlichen Industrieländern sind diese gefährliche menschliche Unterart, die durch ihr Wirtschaftsverhalten Tiere und Pflanzen als pure Verfügungsmasse behandelt, die Sozialstandards aushöhlt, den Planeten ausbeutet und vermüllt - nicht zuletzt die eigenen Mitmenschen in der Ferne sklavenartig für uns arbeiten lässt bzw. mit Waffen aus unserer Produktion weit weg von uns dort Despoten an der Macht hält oder blutige Bürgerkriege ermöglicht. Wir verdienen sogar noch gut daran, während ganze Landstriche anderswo in Schutt und Asche gelegt werden.

Ein versöhnlicher Ausgang ist nur dann in Sicht, wenn wir uns massenhaft aus dieser Billigmasche verabschieden und es als Ehrensache betrachten, dass jeder für seine Arbeit einen ordentlichen Lohn bekommt, von dem er auch gut leben kann. Wir haben uns zu positionieren gegen jede vermeidbare Ausbeutung - durch bewusste Selbstbeschränkung der eigenen Erwartungen und Wünsche, die andere uns erfüllen sollen. Was für mich selbst gelten soll, das muss ich auch selbstverständlich den anderen zugestehen. Davon sind wir im reichen Westen meilenweit entfernt.
Auch Tiere, Pflanzen, Boden, Luft und Wasser sind nicht freie Verfügungsmasse für uns: Wenn sie uns in guter Qualität für eine gesunde Lebensqualität zur Verfügung stehen sollen, haben wir sie im Gegenzug achtsam und würdevoll zu behandeln.

Das alles aber ist bei uns - da schließe ich mich selbstverständlich mit all meinen immer noch vorhandenen unguten Automatismen, an denen ich im Alltag mit meinen 64 Jahren immer noch herumlaboriere, mit ein - leider ganz und gar nicht gelebte Alltagsrealität und Normalität. Von einem guten Weg sind wir so weit, weit weg!

Im Gegensatz zu meinen Artikeln zur Fahrradmobilität und zur veganen Ernährung in diesem Blog wird es dieser Artikel nicht zu hohen Leserzahlen bringen, weil das Thema noch nicht ausreichend in der Öffentlichkeit als zentrales Handlungsfeld für eine Öko-Wende angesehen wird. Das jedoch ist es nach meiner Überzeugung und darum auch dieser sperrige Beitrag mit diesem unbequemen Inhalt.
Ich würde hier lieber einfache Lösungen 'sexy' daher kommen lassen. Doch die ungute Allianz zwischen uns und den von uns immer wieder aufs Neue gestärkten Mega-Strukturen im Wirtschaftsleben ist die Arterie für Unheil, die es durch uns selbst zu veröden gilt, wenn wir nicht ständig in Angst, Konkurrenz und Gewalt verstrickt bleiben wollen, die wir mit unseren eigenen Erwartungen und Gewohnheiten stets aufs Neue stärken und befeuern. Wie können wir so dumm tun, als hätten wir nicht selbst zentral damit zu tun? Begreifen wir das doch endlich und trocknen diesen glühenden Sumpf mit seinen giftigen Ausdünstungen endlich selbst aus!

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(regelmäßige liebevolle Pflege trägt schöne Blüten...)

- Beziehst du schon echten Ökostrom?
- Leistest du dir schon regelmäßig Verbands-Biolebensmittel und nicht vom sozialfeindlichen Discounter?
- Sind die Öko-Label dir in deiner Praxis schon lieber als konventionelle Kleidung und Wäscheartikel?
- Gelingt es dir schon, dein Auto nur dann zu nutzen, wenn es für deine Mobilität wirklich 'alternativlos' ist?
- Kommst du schon ohne klimaschädliche Flugreisen in deinem Privatleben aus?
- Weißt du schon von deiner Bank oder Lebensversicherung, in welche Projekte sie dein Anlagegeld investiert? Wenn sie das 'Bankgeheimnis' pflegt, dann hat sie allen Grund für diese Geheimniskrämerei. Wechsele umgehend zu einem ökosozial ausgerichteten Geldinstitut!
- Ziehst du an kühleren Tagen den Pullover an anstatt die Heizung aufzudrehen?
- Bist du ausreichend zu Fuß oder mit dem Rad in deinem Umland unterwegs, um mit eigenen Augen die Umweltfrevel zu sehen und dich über sie zu empören, nicht ohne deine mögliche eigene Verstrickung in diese Auswüchse zu hinterfragen?
- Beteiligst du dich schon regelmäßig an Aktivitäten (über das Anklicken von zugeschickten Protestmails hinaus) in ökologischen, sozialen und politischen Fragen, um deinen eigenen Gedanken Ausdruck und Gestalt zu verleihen (sei du selbst die Veränderung, die du willst in dieser Welt...)?

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(Lohnende Ziele: Sommerausflug von Mönchengladbach mit dem Rad nach Roermond in die nahen Niederlande)

Es gibt reichlich Raum für eigene Kreativität über diese kleine Aufzählung hinaus - Altenbetreuung, Hilfe für Flüchtlinge und, und, und... Es warten so viele Aufgaben darauf, von jedem von uns nach den eigenen Möglichkeiten und der eigenen Lebenssituation angepackt zu werden!
Was passt gerade bei dir? Nicht demnächst, sondern heute?

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(auf regelmäßigem Besuch in einem Seniorenheim über Jahre - eine beglückende Erfahrung auf Gegenseitigkeit: Alt-Sein bedeutet nicht automatisch dahinzuvegetieren und den Verlust jeder Lebensqualität. Wer es ausprobiert, kann das selbst erfahren und die Angst vor dem Greisenalter verlieren.)

Noch ein Gedanke zum Abschluss:
In der materiell dominierten westlichen Lebenswelt wird alles Geistige und Seelische leichtfertig als spinnert, esoterisch und 'unwissenschaftlich' abgetan. Diese Bereiche 'zählen' nicht und werden uns abgeschnitten. Wie wenig sie im Alltag gelten, kannst du daran ablesen, in welchem Maße psychische Erkrankungen Menschen in unserem Kulturkreis mit weiter steigender Tendenz verbreitet sind - so sehr, dass deswegen unzählige Berufskarrieren beendet werden müssen.
Dies zeigt uns allen gleichzeitig zweierlei Weiteres:
1. dass Geistiges und Seelisches fester Bestandteil unserer Person und unseres Lebens sind - ob das nun jemandem passt oder nicht,
2. wie wesentlich diese Bestandteile unserer Persönlichkeit in Wirklichkeit sind. Mit welcher Macht brechen sie in unser Leben herein, wenn sie aus ihm künstlich ausgesperrt bleiben sollen!
Hier kann als Lösung aus der künstlichen Beschränkung auf das Materielle und Messbare nur eine beständige Pflege des eigenen Seelenlebens und einer Verbindung zu dem eigenen Lebensgrund als geistig-seelischer Bezug funktionieren.
Wird aus dieser Verbindung heraus der Alltag gestaltet, dann ist er weniger genussorientiert um unserer selbst willen, sondern unser Wohlgefühl und Zufriedenheit resultieren aus der Erfahrung heraus, auf Gegenseitigkeit zum Wohl eines großen Ganzen zu wirken. Das mag sich etwas sperrig anhören; es tut aber tatsächlich gut und hält uns in einer gesunden seelischen, geistigen und körperlichen Balance.

Das erfordert wohl entschlossenes Eintreten für sich selbst wie auch für Mitmenschen, Mitgeschöpfe wie auch der so genannten 'unbelebten' Mitwelt. Das ist kein Leben auf einer Wohlfühlinsel in angenehmer, ungestörter Bequemlichkeit. Aber gerade auf die hin wurden wir ja von klein auf gedrillt. Darum ist es so schwierig und dennoch unverzichtbar, sich jeden Tag aufs Neue bewusst auf den Weg gegen diesen unguten Strom zu machen!

Ich denke, dass sich auf diese Weise der 'Homo Consumens' in uns überwinden lässt. Das macht doch Hoffnung.

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