21. Tagebucheintrag einer widersinnigen Konfrontation: Kultur contra Natur - Momentaufnahme in einem Lebenslauf

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21. Tagebucheintrag einer widersinnigen Konfrontation: Kultur contra Natur - Momentaufnahme in einem Lebenslauf
Der Mensch ist aus der Natur geboren und zeitlebens auf sie angewiesen, da er ein Teil von ihr ist. Das scheint vergessen, wenn man sich den üblichen 'modernen' Alltag ansieht – vor allem sich selbst dabei auf die Finger schaut. Es gibt wohl kaum jemanden, der in seinem Alltag dieser Konfrontation entkommt.

Ich habe mich – der ich zwar kein repräsentatives, aber auch noch kein 'befreites' Leben führe – heute, an einem 'gewöhnlichen' Mittwoch, in meinem Tun und Lassen begleitet. Ganz schön weit weg von einem wirklich naturnahen Leben im niederrheinischen Großstadtleben!

Lass dich überraschen, was in einem spontanen, persönlichen Beitrag zusammen kommt! Mein 'Treiben' als Mensch ist wahrlich nicht nur vorbildlich...


Titelbild: Ein Güllelaster im norwegischen Hochland hat 20 Tonnen giftiger Fracht auf einer winzigen Fläche von nur 2000 Quadratmetern entsorgt. Jetzt rast er auf der Sandpiste zurück ins Tal - eine gewaltige Staubwolke aufwirbelnd.


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(Wocheneinkauf mit dem Rad auf dem Biohof)

6. 8. 2014


1. Es beginnt in der Nacht: Verkehrslärm oder Hitze?
Ich schlafe im eigenen Haus unter hochsommerlichen Bedingungen. Die beiden Fenster im Schlafzimmer sind geöffnet und ich liege nur unter einem Hauch von Decke.
Eine Eisenbahnlinie ist nur zwei, die Autobahn nur einen Kilometer weit entfernt. Hinter einer löchrigen Häuserzeile verläuft 50 Meter entfernt eine Hauptstraße Richtung Stadtzentrum von Mönchengladbach-Rheydt. Abgesehen von der Zeit zwischen 1:00 und 4:30 Uhr ist es stets laut draußen in meiner Lebensumgebung. Bis nach 23 Uhr ist hier auch Haupt-Einflugschneise zum Flughafen Düsseldorf-Lohausen, wenn der Wind nicht aus westlichen Richtungen kommt (etwa 30% der Tage). Straßenverkehr und Güterzüge sind unüberhörbar, aber ohne geöffnetes Fenster kühlt das Schlafzimmer mit seinen 27-28 Grad abends nicht ab.
Angenehm temperiert schlafen – zumindest nach einigen Stunden – oder ruhig aber viel zu warm? Luxusprobleme eines Mitteleuropäers im Großstadtbereich! Mag sein, aber ein einigermaßen ungestörter Schlaf durch Lärm gehört nun einmal zu den menschlichen Grundbedürfnissen – nicht auch noch nachts genervt werden.

Dieser Einstieg vermittelt bereits, wie die massenhaft angewandte Großtechnik, ohne die unser Wirtschaftsleben nicht funktionieren würde, auch als Brandstempel wirkt: Sie verursacht Lärm, belastet durch Emissionen die Atemluft und die Atmosphäre und verschlingt enorme Flächen für die Verkehrswege. Hochgeschwindigkeitsflächen sind tabu für jeden, der überleben will; Unfälle mit Tieren sind häufig – noch öfter allerdings mit anderen menschlichen Verkehrsteilnehmern, weil wir einerseits biologisch nicht für diese Art von Fortbewegung vorbereitet sind und weil sich kleine Fehler Einzelner hier zu echten 'Katastrophen' auswirken können.
Menschliche Kultur contra Natur – hier wird sie leicht sichtbar und erfahrbar.

Da habe ich es heute bereits erstmals, obwohl ich frühmorgens zu Beginn der Morgendämmerung noch gar nicht aus dem Bett gekommen bin: Wirtschaft=Kultur contra Schlafbedürfnis=Natur!
Das Fenster zur Hauptstraße schließe ich jetzt; LKW-Lärm von der Autobahn und Eisenbahn-Güterverkehr kann ich nicht abstellen, wenn ich nicht einen raschen Temperaturanstieg im Zimmer von etwa 4 Grad haben will. Das Thermometer zeigt 21 Grad. Ich will nicht.

Die eigene Beteiligung am Verkehrslärm ist hier die Frage – was uns nervt, können wir meist nicht einfach abstellen. Maximal können wir Einfluss nehmen, indem wir den eigenen Anteil daran unter die Lupe nehmen und nach Möglichkeit verändern.
Ich selbst nutze Bus und Bahn eher selten. Kurz- und Mittelstrecken bis 50 km erledige ich mit dem Rad, lange Wege, solche mit mehreren Personen oder schwere Transporte mache ich mit dem Auto, was allerdings selten vorkommt. Heute werde ich 6 Kilometer hin und 6 km zurück zu meinem Biohof für den Wocheneinkauf mit Packtaschen und Packband fahren. Allerdings habe ich noch ein Auto: einen nicht gerade leisen VW-T4, der als Wohnmobil ausgebaut ist. Er wird nur genutzt, wenn größere Transporte anstehen, aktuell vorrangig Ausdünnung des eigenen Besitzes durch Spenden oder Entsorgen. Drei bis vier Fahrten zur Nordseeküste sowie ein oder zwei Touren nach Südnorwegen ins Hochgebirge – das sind die eigentlichen Einsätze dieses Gefährts im Laufe des Jahres. Da produziere ich dann über etwa 100 Autostunden Lärm, wie er mir hier in der Nacht begegnet – für mich selbst wie auch für andere.
Mag ich den Lärm nicht, dann muss ich mich fragen: Fliege ich in den Urlaub? (Nein) Kaufe (oder verkaufe) ich viel, was ja sowohl im Rohstoffzustand wie auch im fertigen Zustand transportiert werden muss? Als Biohofkunde, der auch noch weitestgehend roh und vegan isst, entfällt dies weitgehend. Bei Wasser als herausragendem Grundgetränk ist es ebenso. Aber vieles aus meinem früheren Leben, was ich auf dem Verkaufswege veräußere, gelangt in die Paketzustellung und damit auf die Straße. Ansonsten benötige ich als Pensionär, der längst mehr als 'alles' hat, nicht mehr so viel wie früher; die Bremse ist hier schon ganz gut angezogen.

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(kleine 'Schönheitem' im Garten)

2. Informationen einholen: Ressourcen- und Energieverbrauch, schlechte Arbeitsbedingungen
Es ist 7:00 Uhr und ich stehe auf. Da ich im Arbeitszimmer schlafe, steht der PC griffbereit und ich schaue kurz auf den Wetterbericht – für einen Radfahrer wichtiger als für die meisten Autofahrer. Es soll am Vormittag überwiegend sonnig und trocken bleiben. Prima!
Der Rechner: Teil einer Riesenmaschinerie, an die ich als Hauptschullehrer Anfang der 80er Jahre kam, als der Commodore 64 erster Volkscomputer wurde, sich meine Schüler(innen) bei Bewerbungen die Finger wundschrieben und ein Zeugnisvermerk 'hat mit Erfolg an einem Grundkurs im Programmieren teilgenommen' noch Wunder wirken konnte. Der PC hat seinen unaufhaltsamen Siegeszug angetreten und keine 20 Jahre danach das Internet. Nicht nur junge Leute kleben heute in ihrem Alltag förmlich am Smartphone, das nichts anderes als ein Taschen-PC mit Internetanschluss ist – mit Verbindung 24 Stunden lang rund um die Uhr. Um das intensiv zu erleben, musst du allerdings Bus und Bahn fahren oder dich auf entsprechenden Verkehrsknotenpunkten aufhalten. Im Theater wird regelmäßig vor jeder Vorstellung ans Ausschalten erinnert, damit es nicht peinlich wird.
Die Rechner- und Internetmaschinerie ist ein gewaltiger Koloss geworden: Es besteht hoher Bedarf an seltenen Rohstoffen, die häufig unter üblen Bedingungen in Krisenländern dieser Welt abgebaut werden – meist unter üblen Arbeitsbedingungen und auch oft verbunden mit starker Umweltbelastung in der Umgebung der Abbaugebiete. Davon kann ich mich nicht frei sprechen – auch wenn ich einen Rechner und auch ein Handy so lange nutze, bis sie nicht mehr einwandfrei funktionieren bzw. den technischen Anforderungen nicht mehr genügen. So geschehen Ende 2013, als ich mir vor Einstellung des Supports von Windows XP nach 7 Jahren einen neuen Laptop kaufte, der hoffentlich auch mindestens so lange up to date bleibt und funktioniert. Ich nutze ein 2 Jahre altes Smartphone in Norwegen im Hochgebirge vorwiegend als Wetterdienst und als Kommunikationsgerät; zu Hause nehme ich mein 7 Jahre altes Handy nur mit mir, wenn ich mit dem Rad unterwegs bin. Es dient mir als Sicherheit, da ich meist alleine unterwegs bin.
Es erfordert eine gewaltige Infrastruktur und immense Energiemengen, um Handyverbindungen zu bekommen und um im Internet 'unterwegs' zu sein. Während der Telefonteil (fast nur Festnetz) bei mir auf wenige Minuten am Tag beschränkt ist, nutze ich den Rechner meist 1 bis 2 Stunden täglich – vorwiegend für eigene Recherchen zur eigenen Information.
An Ressourcenverbrauch, hohem Energieverbrauch, Umweltbelastungen und sozialen Lasten durch diese Medien bin ich nicht unerheblich beteiligt – hier sind die Lasten für mich selbst nur kaum spürbar, außer etwa die Technik macht Probleme (wieder ein Luxusproblem) oder in meinem eigenen Kreis kommt jemand nicht von seinem Smarthone weg und ist trotz räumlicher Nähe dennoch nicht erreichbar.

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(als 23-jähriger im Jahr 1974 erstmals auf selbstständiger Norwegen-Tour: Morgenrasur auf einem Parkplatz in Oslo)

3. Toilette und Waschen: Alles einige Nummern zu groß und jenseits echter Naturkreisläufe
Hier betrete ich erst einmal einen Raum im eigenen Haus, der in seiner Ausstattung einem durchschnittlichen Mitteleuropäer kaum auffallen dürfte – im eigenen Alltag erscheint er mir jedoch reichlich deplatziert. Warum? Wir sind von klein auf daran gewöhnt, unserer Körperpflege und unseren Körperausscheidungen ein Stigma anzuheften. Wir sind 'schmutzig', wir 'stinken' und unsere Ausscheidungen sind so 'pfui', dass man sie gar nicht schnell und möglichst spurlos genug verschwinden lassen kann.
In einer Ausgabe der Jahrgangs-Jugendbücher 'Das Neue Universum' aus den späten 1880er Jahren wird die Technik dieser damals revolutionären technischen Neuerungen in mehrstöckigen Stadthäusern ausführlich gepriesen. Ich will die Vorzüge dieser Techniken nicht niedermachen, aber deutlich anmerken, dass wir mit deren Anwendung sicher über ein ökologisch sinnvolles Maß hinausgeschossen sind. Eine funktionierende Kreislaufwirtschaft kann man unserer Abwasserwirtschaft bei dem, was ihr an 'Zulauf' alles zugemutet wird, sicher nicht nachsagen.
Toilette, Dusche und Baden, Küchenabwasch und Wäschewaschen verschlingen pro Kopf und Tag in Deutschland weit über 100 Liter Trinkwasser – eine Entnahme, die auf Dauer in Ballungsgebieten schon seit langem nicht mehr nur aus einigermaßen sauberem Trinkwasser gewonnen werden kann. Doch im 'eigenen Land' bin ich hier ein Hilfloser und kann mich seit 15 Jahren nicht damit durchsetzen, eine Komposttoilette zu installieren; eine nachträgliche Brauchwasserinstallation für Toilettenspülung und Waschmaschine ist viel zu aufwändig. Ich würde nur zu gerne auf beides verzichten, aber man lebt ja bekanntlich nicht alleine; da werde ich dann mit Nachdruck an die 'heute üblichen Standards' verwiesen, auf die 'nicht verzichtet werden' kann.
Bist du also bei mir zu Besuch, dann findest du dort baulich alles so vor, wie es hier allgemein üblich ist – leider noch.
Zugegeben ist es 'angenehm', 'praktisch' oder 'bequem', nur den Warmwasserhahn aufzudrehen und bald strömt temperiertes Wasser aus dem Keller hoch, das von einer eigenen Heizung in einem Speicher mit etwa 2 Kubikmetern Gas pro Tag heiß gehalten wird. Benötigt viel Platz und war bei Hauskauf so vorhanden wie sehr häufig im Lande. Eine Gas-Therme wäre praktischer und sparsamer, da sie nur bei aktuellem Bedarf anspringt. Eine teure und energieintensive Technikabhängigkeit, an der sich auch bei Kauf einer 'modernen' Neuanlage nichts ändern würde. Ich komme in der Regel mit Kaltwasser aus – alles eine Frage der Gewohnheit.
Noch naturnäher geht es für mich im norwegischen Hochgebirge zu: Mein Auto hat keinen Wassertank; was ich benötige, hole ich mir entweder aus einem sauberen Gebirgsgewässer oder einer Quelle. Da ich es tragen muss, ist der Menge eine natürliche Grenze gesetzt – zum Waschen eine Schüssel und zum Trinken ein paar Flaschen. Im niederrheinischen Großstadtleben funktioniert das nicht mehr. Das Auto hat auch keine Toilette und keinen Waschraum. Dieser Bedarf kann zum Glück in weitestgehend menschenarmer Umgebung problemlos im Freien gedeckt werden, ohne dass jemand belästigt, beeinträchtigt oder dergleichen wird. Ich bin dort nicht mehr als ein großes 'Tier', das dort macht, was zu seiner Art gehört. Völlig unkompliziert!
Trotz aller Naturnähe habe ich die Unsitte des Rasierens (hatte ich gut 20 Jahre lang abgelegt) seit etwa 10 Jahren wieder 'im Gepäck' – mit Rasierseife und Pinsel und Rasierer. Ansonsten genügen mir für die Körperpflege ein paar Liter Wasser, eine Zahnbürste (eine gewöhnliche aus Plastik, die ich etwa 3 Jahre lang nutzen kann), Zahnpasta, Haarwaschseife und für seltene Fälle ein alkoholisches Pflanzendeo in der Pumpflasche. Dennoch falle ich in meiner 'modernen' Umgebung körperlich nicht unangenehm auf.

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[i](;Naturnähe' auf Fahrrad-Bergtour in Norwegen 2003 mit meinem Sohn)


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(nicht auf einer Müllkippe: Detailfoto von 'Kompost', LKW-weise auf einem Acker am Niederrhein!)

Der Umgang von uns 'modernen' Menschen mit den Elementen, vorwiegend mit Boden, Luft und Wasser, ist ein höchst zwiespältiger: Einerseits bleiben wir nur wenige Minuten ohne Luftsauerstoff am Leben – andererseits benutzen wir die Atmosphäre als gigantische Mülldeponie für unseren gasförmigen Schrott (fossile Energiegewinnung, maschinelle Produktion, Transport, Heizen und Beleuchten), obwohl diese eben keine kosmischen Ausmaße hat und eindeutig räumlich begrenzt ist – mit den üblichen bekannten Folgen.
Auch ohne Wasser bekommen wir nach nur wenigen Tagen ernsthafte Probleme zu überleben – dennoch behandeln wir dieses Element, als gebe es davon in unendlicher Menge, so dass man es einfach in beliebiger Menge verwenden und mit Abfällen beladen könnte (Toilettenspülung, Waschen, Industrieabwässer, künstliche Bewässerung in warmen Trockengebieten z. B. Für massenhafte Baumwollproduktion, Kunststoffabfälle im gesamten Weltmeer etc.).
Der Boden ist das, was uns buchstäblich trägt. Wir ziehen ihn zwar mitunter im wortwörtlichen Sinn anderen unter den Füßen weg für unseren scheinbar unstillbaren Energiehunger – ich wohne an einem Braunkohlen-Tagebaugebiet, wo ich über Jahrzehnte mit erlebe, wie ganze Ortschaften weggebaggert werden, in denen viele Generationen mit mehr als 100.000 Menschen ihre Heimat entzogen bekamen – doch in der Regel geht es auch hier 'moderater' zu, wenn ein scheinbar unendliches Gut, das in Wirklichkeit sehr endlich ist, mit unserem Unrat befrachtet wird:
Als Radfahrer in meinem Umland erlebe ich landwirtschaftliche Wüstenlandschaften, die mit Kunstdünger, Gülle und Pestiziden in widerlichem Ausmaß traktiert werden. Die hier noch zunehmenden 'Tierfabriken' verschlimmern die Lage noch – ebenso wie die staatlich geförderten Biogasanlagen, die Monokulturen mit sich bringen und ständig größer werdende landwirtschaftliche Maschinen. Als Radfahrer erlebe ich mich ihnen gegenüber wie eine Art lästiges Insekt. Dünger, Gülle und Pflanzengifte – gerade werden die Kartoffelpflanzen vor der Ernte mit 'Roundup' (Wirkstoff: Glyphosat) platt gemacht, damit sich der unterirdisch wachsende Teil leichter ernten lässt – landen unweigerlich im Erdboden und reichern sich dort ebenso an wie im Grundwasser. Glyphosat ist inzwischen in fast jedem menschlichen Körper nachweisbar. Es schädigt jedes biologische Erbgut; das sagt alles!
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[i]beim Wandern schon lange in der Nase gespürt: Was verwandelt eine ziemlich kleine Wiese in eine stinkende Kloake? - ca. 20 Tonnen Gülle auf ca. 2000 Quadratmetern 'verklappt'

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(Antwort zwei Stunden später per Zufall dem Adlerauge von der anderen Talseite aufgefallen und per Super-Tele festgehalten:
der 'Mist' aus Großställen, der hier mit Riesenlastern angeliefert wird: Zufallsbeobachtung beim Wandern im norwegischen Bergland in einsamen Gelände im Juni 2014...)


4. Einkauf: Deine Großchance gegen unnötigen motorisierten Straßenverkeher, industrielle Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung sowie gegen jeglichen Müll!
Das ist für die meisten eine Sache, für die ein Auto unverzichtbar scheint. Für meinen Wocheneinkauf hole ich dennoch nur ein stabiles Klapprad aus der Garage, hänge zwei wasserfeste Packtaschen an und nehme eine Reihe kleiner wie auch großer Plastiktüten mit, die sehr sehr oft genutzt werden können, bis sie schließlich reißen. Sie stammen meist aus Norwegen, wo mir beim Einkaufen von Obst und Gemüse im Hochgebirgs-Mini-Supermarkt ohnehin nur diese Behältnisse angeboten werden.
Ich habe insgesamt etwa 15-20 Kilogramm zu transportieren; das ist der Preis fürs roh-vegane Leben, das in weiten Teilen auf hochkalorische Kost verzichten muss. Frisches Obst und Gemüse wiegen eben.
Damit komme ich automatisch zum Thema Müll: Waren wir durchschnittlichen Mitteleuropäer schon bei der Toilette und beim Waschen schon keine 'Waisenkinder', so klotzen wir beim Einkaufen unseres Bedarfs zum Essen und Trinken so richtig mit Ressourcen- und Energieverbrauch – dabei in Massen, als eine Art von 'unerwünschter Nebenwirkung', etwas erschaffend, das wir 'Müll' oder verräterisch 'Abfall' nennen. Es gilt die stillschweigende Übereinkunft, dass es eben nicht anders geht.
611 kg insgesamt wurden 2012 für Deutschland an privaten 'Abfällen' als Durchschnittwert innerhalb der EU-Länder ermittelt, mit Deutschland an Platz vier (140 kg Hausmüll/'Restmüll', 70 kg Biomüll, 95 kg Pappe und Altpapier, 23 kg Altglas sowie 5 kg Altkleider – Zahlen aus Dresden, Wiesbaden und dem Schongau für 2013 – ohne Leichtmüll und Sperrmüll). Müll in Form von Autoabgasen und bei der landwirtschaftlichen Produktion wie auch bei der industriellen Verarbeitung sind hier noch gar nicht erfasst. Das schleppt der eigene Einkauf noch mit im Alltags- Gepäck.
Jeder von uns tritt unausweichlich als 'Müllproduzent' auf, ob er /sie will oder nicht. Durch die eigene Lebensweise hat er/sie allerdings einen großen Einfluss darauf, welcher Müll und wie viel davon auf sein/ihr Konto gehen. Mein Komposthaufen ist im Alltag mein wichtigster Platz für 'Abfall': Er schließt einen echten Naturkreislauf und produziert beste Komposterde für meine Beete mit Obst zum Naschen.
Die Fahrt mit dem Rad zum Einkauf trägt dem Umstand Rechnung, dass 'mein' Bio-Gemüsebauer eineinhalb Fußwegstunden von mir entfernt arbeitet. Wäre er näher, dann könnte ich es auch gut und häufiger mit weniger Gewicht zu Fuß machen. Wäre wünschenswert, denn dann noch eine Technikabhängigkeit weniger! Aktuell ist ökologische Landwirtschaft in Deutschland noch Ausnahme statt die Regel; in meinem Stadtgebiet kenne ich ganze drei Bio-Bauernhöfe für 250.000 Menschen.

Wofür wenden wir 'modernen' Menschen eigentlich unsere Zeit auf? Zuerst schaffen wir enorme Distanzen zwischen unserem Wohnort und unserem Arbeitsplatz, dann kompensieren wir die erforderliche Wegezeit durch ein ausgeklügeltes, hoch kompliziertes, hoch beschleunigtes Verkehrswesen. Da die oft eintönigen, einseitigen, belastenden Arbeitsbedingungen sehr vieler nicht gerade dazu beitragen, Ausgeglichenheit und Zufriedenheit zu fördern, schaffen wir auch noch eine gewaltige Urlaubskultur, die ferne Länder innerhalb weniger Flugstunden zu unseren Füßen legt – Service und erschwingliche Kosten inklusive. Doch das alles kostet viel – also arbeiten wir für Auto, Urlaub & Co. zusätzlich, denn niemand kann uns das schenken.
Doch nicht an diesem dummen Spiel mitwirken? Unmöglich, sagt fast jeder – dann lieber gut verdienen und die Vorzüge genießen – Billigflüge, weite Wochenendtrips in die Metropolen, Last-Minute-Angebote nutzen und 'dabei' sein.
Kultur contra Natur – hier nimmt die Sache richtig Fahrt auf!

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(äußerlich 'gesetzt' und auch zufrieden mit Erreichtem, aber regelmäßig angewiesen auf klinische Rehabilitationsmaßnahmen zum Erhalt der eigenen Arbeitsfähigkeit mit 45 Jahren im Jahr 1996)

5. Gesundes selber machen: Es ist gar nicht kompliziert, teuer oder langwierig - aber sehr schmackhaft!
Zurück vom Bio-Hof habe ich unter anderem frischen Knoblauch, Basilikum und Petersilie dabei. Die sind wichtige Geschmacksgrundlage für meinen selbst gemachten Pesto, mit dem ich geschmacklich so ziemlich jeden üblichen Brotbelag an die Wand spiele.
Ich gebe ja zu, dass ich mich nicht alleine von Wildkräutern ernähren kann und will. Sie schmecken meist ziemlich intensiv und signalisieren einen enormen Gehalt an Inhaltsstoffen, was zur sparsamen Aufnahme der Kräuter mahnt. Also kommt das meiste aus der Landwirtschaft – genauer vom Gemüsehof und vom Obstbauern. Persönlich schätze ich auch weiterhin (Vollkorn-) Brot, Kartoffeln wie auch Bohnen – alles Dinge, die (bis auf angekeimtes Getreide und damit auch Rohkost )erst nach dem erhitzen gut genießbar sind.
Doch zurück zum Pesto:
Grundlage sind wertvolles Öl (in Bio-Rohkostqualität wie auch alle anderen Zutaten), Sonnenblumenkerne, Frischkräuter (im Winter getrocknete oder eingefrorene), getrocknete Tomaten, Oliven, etwas Salz und teilweise wenig Rotweinessig. Alles wird nur gemischt und mit dem Stabmixer zerkleinert, anschließend in Schraubgläser abgefüllt und im Kühlschrank für zwei Wochen gelagert. Dann ist es aufgebraucht und wird frisch neu zubereitet – in drei Sorten innerhalb von eineinhalb Stunden.
Das ist meine Wurst, mein Käse, mein Braten, mein Knabberzeug – schlicht eine Auswahl von hoch aromatischen Geschmacksbomben, die es mit jedem industriellen Suchtprodukt aufnehmen können. Dies ist wichtig, denn immerhin sind wir ja alle von klein an gewöhnt an die industrielle Massenkost mit ihrer süchtig machenden Grundwirkung.
Einen Vorzug hat diese Art von Essen jedoch: Trotz seiner hohen Energiedichte hat man davon nicht das andauernde Verlangen nach immer mehr, sondern wird davon zufrieden satt. Genug ists!
Dass ich meine Arztbesuche in den letzten 10 Jahren an meinen Fingern abzählen kann, ist ein nicht zufälliger Nebeneffekt meiner Ernährungsumstellung auf weitgehend naturbelassene Kost mit Wasser als absolutem Hauptgetränk, von dem ich übrigens weniger als einen Liter pro Tag benötige.

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(mit 63 Jahren nicht mehr 'Doktors Liebling', sondern in selbst verantworteter Gesundheit - aber immer noch weit entfernt von einem Leben ohne vermeidbares Contra zur Natur)

Mein Pesto vereint vieles in einer ausgesprochen bekömmlichen Form, was industriell üblicherweise als Fastfood angeboten wird: Da benötigt man vor allem billiges Fett, billigen Zucker, billige Stärke aus Weizen, Kartoffeln oder Mais, Salz und Erhitzungsverfahren, die für Röst-Aromen sorgen und damit zu stimmungsaufhellenden Substanzen – ein Cocktail, der in bekannter Weise ein Verlangen nach immer mehr befeuert und ursächlich für die Übergewichtsorgien der vergangenen Jahrzehnte ist – herüberschwappend aus den USA, wo nicht zufällig die Haupteigner der großen Tabakkonzerne und der großen Lebensmittelkonzerne dieselben sind – mit den gleichen 'Erfolgs-Strategien'.
Wieder einmal Kultur contra Natur in 'Hochkultur': Wenn der Organismus 'aufgeht', d. h. dick wird, dann folgen die industriellen Angebote zum Abnehmen in Form der höchst fragwürdigen Diät-Produkte. Auch hier wird in jedem Falle gut verdient; der gesundheitliche Nutzen ist bekanntlich mehr als fraglich.
Und wenn der Körper nicht mehr mitmacht, dann geht es hinein in unseren künstlich aufgeblähten Gesundheitsapparat, in dem zwischen 15-20% des Wirtschaftsumfanges abgewickelt werden – zum größten Teil finanziert aus einer Zwangsabgabe in das so genannte 'Gesundheitssystem', das überwiegend von den so genannten 'Krankenkassen' verwaltet wird, die einen verräterisch ehrlichen Namen tragen, den man in der Werbung schon einmal durch die Bezeichnung 'Gesundheitskasse' ersetzt hat. Das ist ein glänzendes Geschäft mit der gut kalkulierten Krankheit, die durch Symptomunterdrückung wohl kaschiert, aber nicht behoben wird. Wie denn auch, wenn bei der medizinischen Behandlung an den Ursachen der 'Zivilisationskrankheiten' gar nicht angesetzt wird! Hartnäckige 'Fälle' werden in hoch gerüsteten Kliniken stationär behandelt; hier ist der wirtschaftliche Umsatz besonders hoch.
Hier wird das Contra der Kultur gegen die Natur nun so richtig auf die Spitze getrieben – bis hin zum 'Endlager Seniorenheim'.
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Wie komme ich jetzt nur zu einem versöhnlichen Abschluss?

6. Tagesausklang: Statt Unterhaltung und Konsum - Heute selbst schon Natur erlebt?- Zeit zum Entspannen, Träumen und seine Zeit zu organisieren
[i]Hier ist aus der Sicht der Wirtschaftsunternehmen 'Event' und Konsum angesagt (an dieser Stelle zum vorletzten Mal 'Kultur contra Natur')
– aus der Sicht eines seelisch und geistig einigermaßen gesunden Menschen jedoch Entspannung, Anregung, Austausch und Orientierung.
Bei mir gibt es am Abend in der Regel kein Fernsehen, keine Alkoholisierung, kein Vollstopfen mit süßen und salzigen Fettbomben, wenn ich meine Sinne beieinander habe – Ausnahmen gibt es allerdings. Zu solcher Zeit entsteht dann unter anderem auch so etwas, was du hier als Blogbeitrag lesen kannst.
Die eigenen Gedanken und Gefühle sortieren und klären, weiter führende Fragen stellen – aber auch einmal nur in den Garten und an den Himmel blicken – das sind die Dinge, die bei einem Glas Wasser gut tun und für eine zufrieden stellende Tages-Vollendung sorgen können. Das Treffen mit lieben Menschen gehört ebenfalls dazu, denn in Gemeinschaft fällt alles leichter, was der Lebensalltag so an Zumutungen für jeden bereit hält.
Wenn die Fledermaus in der Abenddämmerung auf Insektenjagd ihre Kreise über dem Garten dreht und sich der Himmel bunt verfärbt, dann liegt immer auch etwas Zauber in der Luft – ein Zauber der Natur, dem ich mich entziehen möchte. Da benötige ich keinerlei Unterhaltungsangebote; die können da nicht mithalten, nachdem man sich das ein paar Jahre lang angetan hat. Heute klingt in der Ferne das Trommeln der Musik vom Ortsteil-Schützenfest. Auch wenn solche Veranstaltungen für mich persönlich nicht reizvoll sind, so kommen hier dennoch viele Menschen zusammen und feiern gemeinsam - also auch für mich etwas Angenehmes, was da den Tonteppich der Autobahn auf anregende Weise für eine Zeitlang übertönt!

Hier nun zum letzten Mal 'Kultur contra Natur': Abgesehen von einigen Sendungen, die auch aufbauendes Wissen um Naturzusammenhänge fördern, geht der Großteil der Zwangsgelder für die Rundfunk- und Fernsehunterhaltung an diejenigen, die an der Zerstreuung und Desorientierung von Menschen wirken – als Handlanger und Instrumente einer Kultur, die sich an der Natur vergeht und sie als Rohstofflager wie auch als Mülldeponie missbraucht – bis hin zu jedem in ihr lebenden Menschen.

Du und ich müssen das ja nicht unbedingt gut finden und dabei mitspielen; doch sind wir von klein auf in einem engmaschigen System aufgewachsen, das uns sehr wohl dorthin zu führen weiß, wo es uns im Alltag haben möchte – als Verfügungsmasse in seinem Sinne.
Der Einzelne ist ja nur 'kleines Opfer' einer bösen, übermächtigen Maschinerie, gegen die er ja ohnehin keine Chance hat – so wird es von klein auf jedem von uns eingetrichtert, um uns zu entmutigen und gefügig zu machen wie auch zu halten.
Wird dem Einzelnen jedoch erst einmal klar, wie wirksam der eigene Anteil am Funktionieren dieses 'Großen Ganzen' ist, dann ist es mit der Opferrolle vorbei: Dann kannst du Verantwortung für deine Lebensresultate übernehmen – nicht durch 'Aussteigen', sondern durch gezieltes Anders-Machen im Sinne dessen, wie du dir deine Welt vorstellst, wie sie sein sollte.

Kultur ist auch das, was du als von einer guten Welt träumendes kreatives Wesen vielleicht ganz anders haben möchtest als es dir allgegenwärtig als vorherrschende Kultur mit all ihren Auswüchsen und Zumutungen erscheint. Sie ist das, was sich als dein persönlicher Anteil an alledem verwirklicht. Mögen du und ich mit dem eigenen Wirken eine glückliche und zunehmend fähige Hand führen - geleitet von einem wachen und fragenden Geist!


Sei du die Veränderung, die du willst in dieser Welt!

(Mohandas Karamchand (genannt Mahatma) Gandhi, 1869-1948)

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('schöne' Monokultur soweit das Auge reicht - aufgehübscht durch das einzige blühende 'Unkraut' am langen Feldrand - dieser Weizen fiel kurz vor der Ernte dem Dauerregen im Juli 2014 zum Opfer und lag danach flach am Boden...)

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